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Philipp Overhoff·21. April 2025
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Philipp Overhoff·21. April 2025
Manche Spieler vergisst man nie. Nicht, weil sie die größten Pokale gewonnen oder Rekorde gebrochen haben – sondern weil sie zu den viel zitierten „echten Typen" gehören. Mit Ecken, Kanten und einer Portion Charme.
Einer von ihnen ist Anthony Modeste. Und je näher der Franzose an sein Karriereende heranrückt, desto mehr wird klar: Die Bundesliga durfte sich glücklich schätzen, so einen Spieler eine Dekade lang bewundern zu dürfen.
📸 Lars Baron - 2022 Getty Images
Modeste lief in Deutschland auch für Hoffenheim und Dortmund auf, doch sein Herz schlug vor allem für den 1. FC Köln. Und Köln liebte ihn zurück. Wer erinnert sich nicht an seinen legendären Torjubel mit der Kaffeetasse? Da stand er im RheinEnergieStadion, nahm imaginär einen Schluck Kaffee – und ganz Köln war wacher als nach einer vollen Thermoskanne auf Ex.
Der Jubel hatte übrigens eine echte Hintergrundgeschichte: Modeste hatte sich privat eine Kaffeemaschine zugelegt. Und daraus später ein eigenes Markenzeichen gemacht.
Ein Markenzeichen, das nicht allen Beteiligten zu 100 Prozent gefiel. Steffen Baumgart verpasste seinem Schützling einst sogar einen deutlichen Rüffel. „Das ist immer dünnes Eis“, sagte er bei 'Sky': „Du darfst nicht überdrehen, sonst kriegst du meistens - etwas hart ausgedrückt – irgendwann vor die Fresse."
Ansonsten glich das Verhältnis zwischen Baumgart und Modeste jedoch einer wahren Liebesbeziehung. Unter dem extrovertierten Coach erlebte der Goalgetter seinen zweiten Karriere-Frühling. 2022 schoss er den als Abstiegskandidaten gehandelten Effzeh mit 20 Toren und vier Vorlagen sogar sensationell in die UEFA Conference League.
Der 1,88-Meter-Hüne gehörte zu diesem Zeitpunkt schlicht und ergreifend zu den besten Kopfball-Spielern auf diesem Planeten. Wurde Modeste auf seine alten Tage noch zu einem Weltklasse-Stürmer? Das vermutlich nicht. Doch in jedem Fall war er Weltklasse in seiner Rolle.
Und dabei lief zuvor nicht immer alles rund. Der Wechsel nach China, Vertragswirrwarr, sportliche Hängepartien – viele hätten da längst die Lust verloren. Nicht aber „Tony". Er kam zurück, traf weiter und wurde in Müngersdorf gefeiert, als wäre er nie weg gewesen. Solche Geschichten sieht man nicht mehr oft!
Mittlerweile lässt der 37-Jährige seiner Karriere im Südosten Spaniens ausklingen. Modeste wechselte im Februar 2025 zum Drittligisten CF Intercity. Seine Mission: Er sollte das taumelnde Kellerkind vor dem Abstieg bewahren. Doch nur wenige Spieltage vor dem Saisonende liegt der Verein aus Alicante abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.
Der Vertrag des Angreifers läuft im Sommer schon wieder aus und aktuell deutet wenig auf eine Verlängerung hin. Nur im Falle eines Aufstiegs hätte sich das Arbeitspapier um ein weiteres Jahr ausgedehnt. Daher gilt ein Karriereende aktuell als wahrscheinliches Szenario.
Wer den lebensfrohen Modeste kennt, der weiß jedoch: Für ein Abenteuer ist sich der Ex-Kölner in den seltensten Fällen zu schade. Nicht ausgeschlossen also, dass der Routinier noch einmal etwas Exotisches wagt.
Vielleicht. Denn klar, irgendwann ist nun einmal für jeden Schluss. Aber falls Modeste wirklich bald Tschüss sagen sollte, dann verlieren wir Fans viel mehr als nur einen Torjäger. Wir verlieren eine Frohnatur. Einen, der das Spiel geliebt hat – und der vom Spiel zurück geliebt wurde. Bester Beleg: Der 2017 erschienene Ballermann-Hit, der Modeste mit jeder seiner Strophen abfeierte.
Vielleicht sieht man ihn irgendwann an der Seitenlinie. Wobei, das eher nicht. Aber vielleicht macht er sein eigenes Kaffeehaus auf. Oder vielleicht chillt er einfach mit Sonnenbrille in Südfrankreich und schaut sich Köln-Spiele im Livestream an. Was auch immer er tun wird - an ein baldiges Karriereende zu denken, sorgt schon jetzt für nostalgischen Herzschmerz.
📸 Martin Rose - 2022 Getty Images