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·27. April 2025
Kommentar: El Clásico, wie wir ihn lieben, ist zurück

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·27. April 2025
Jeder Fußballfan, der in den 00er- und 10er-Jahren mit dem schönen Spiel sozialisiert wurde, fängt beim Gedanken an den Clásico zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid an, nostalgisch in Erinnerung zu schwelgen. Was waren das früher für Duelle! Messi und Ronaldo. Guardiola und Mourinho. Suarez und Benzema. Neymar und Bale. Xavi, Iniesta, Modric, Kroos und viele mehr.
Wenn die beiden spanischen Schwergewichte aufeinandertrafen, war klar: Das wird Fußball vom Allerfeinsten. Doch seit einigen Jahren war das nicht mehr der Fall. Während die Königlichen zum europäischen Seriensieger aufstiegen, tauchte Barca in eine von finanziellen Problemen geprägte Sinnkrise ab. Das einstige Pflichtprogramm konnte man nun getrost auch mal verpassen. Das Gefühl, dass der Clásico das Treffen zweier absoluter Giganten ist, bekam man nur noch selten.
Für alle, die dieses Gefühl vermisst haben, war das Pokalfinale am Samstagabend Balsam auf die Seele. Unter Trainer Hansi Flick sind die Katalanen zurück zur alten Stärke. Und auch der Clásico liefert wieder alles, was man von ihm erwartet: ein unfassbares Tempo von der ersten bis zur letzten Minute, technische Extraklasse, Spannung bis zum Schluss und eine atemberaubende Intensität.
Die Stars zeigten eindrucksvoll, warum sie zu den Besten der Welt gehören. Pedri zog die Fäden im katalanischen Mittelfeld mit einer Selbstverständlichkeit, dass man verdutzt reinschaute, als der Kommentator nebenbei erwähnte, dass der Mittelfeldspieler immer noch erst 22 Jahre alt ist. Als wäre das noch nicht genug, beschenkte Pedri uns auch noch mit einem absoluten Traumtor zum 1:0.
Auf der anderen Seite zeigte Kylian Mbappé, dass seine Präsenz alleine ein Spiel kippen lassen kann. Nach seiner Einwechslung war das in der ersten Halbzeit noch blutleere Real plötzlich die bessere Mannschaft. Der Franzose markierte den Ausgleich per Freistoß und hätte damit beinahe das Comeback zum Titelgewinn eingeleitet - wäre da nicht ein gewisser Lamine Yamal.
Dem 17-Jährigen macht all die Aufmerksamkeit und der gestiegene Druck seit seiner phänomenalen Europameisterschaft nichts aus: Ein traumhaftes Zuspiel auf Stürmer Ferran Torres führte zum 2:2 und damit zur Verlängerung. Bereits Pedris 1:0 hatte Yamal aufgelegt.
Das Finale wurde zu einer Zeitreise. All die Jahre, in denen der Clásico seinen alten Glanz verloren hatte, waren vergessen. Die Fans haben das Duell zurück, das sie so nostalgisch werden lässt.
Getrübt wurde die Freude über dieses furiose Spiel nur vom Ende der Partie. Antonio Rüdigers Ausraster setzte einen negativen Schlusspunkt. Es war der traurige Höhepunkt der Unsportlichkeit, die sich Real im Rahmen des Endspiels leistete. Im Vorfeld des Spiels hatten die Madrilenen über ihre eigenen Kanäle Stimmung gegen Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea gemacht. Der Unparteiische erklärte noch vor Anpfiff unter Tränen, wie sehr ihm der Druck zusetzte.
Dass Rüdiger die Fassung verlor und Real sich gezwungen sah, zu solchen Maßnahmen zu greifen, zeigt vielleicht auch: Die Galaktischen wissen, dass der ewige Rivale ihre Vormachtstellung so ernsthaft bedroht wie schon lange nicht mehr. Ab sofort ist El Clásico wieder Pflichtprogramm.
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