Nach bitterem Doppel-Aus: Das Zeugnis für Arne Slots Debüt-Saison in Liverpool | OneFootball

Unmittelbar vor der Länderspielpause erlebte Arne Slot seine bislang härteste Woche als Trainer des FC Liverpool: Erst zogen die Reds in der Champions League gegen PSG den Kürzeren, ehe der Niederländer nur wenige Tage später auch sein erstes Endspiel auf der Insel gegen Newcastle (1:2) im League Cup verlor.

Nachdem Liverpool mit der Niederlage bei Zweitligist Plymouth im Februar auch den FA Cup herschenkte, bleibt somit "nur" noch der Gewinn der Premier League. Bei zwölf Punkten Vorsprung auf Verfolger Arsenal müsste es da schon mit dem Teufel zugehen, damit Slot seine erste Saison ohne einen großen Titel beendet. Liverpool dürften fünf Siege aus den verbleibenden neun Spielen reichen, um sich erstmals nach fünf Jahren wieder Englands Krone aufsetzen zu können. Beim Blick aufs Restprogramm eine mehr als machbare Aufgabe.

Die Länderspielpause bietet damit auch den Anlass, ein erstes Fazit zu Arne Slots erster Saison an der Mersey zu ziehen. Diese wird, sofern an der Tabellenspitze nichts Außergewöhnliches mehr passiert, als eine ganz Besondere in die Geschichte eingehen. Denn wer hätte zu Saisonbeginn ernsthaft geglaubt, dass Slot den zuvor zurückgetretenen Jürgen Klopp nicht nur problemlos beerbt, sondern die Mannschaft auf ein noch höheres Level hebt?

Weniger Heavy Metal, mehr Kontrolle - doch es braucht eine Tormaschine

Denn auch wenn klar ist, dass Slot ein starkes Fundament vorfand, für das in erster Linie Klopp zu verantworten ist, nahm der 46-Jährige einige Änderungen vor, die den großen Erfolg zurückbrachten. Der von Feyenoord gekommene Coach setzte von Beginn an auf mehr Spielkontrolle, was zu weniger Gegentreffern und gleichzeitig auch zu mehr Punkten führte. Zwar glänzt Liverpool noch immer mit spektakulären Offensivaktionen wie von Mohamed Salah, der schon jetzt als Spieler der Saison feststehen dürfte, doch Klopps berühmter 'Heavy-Metal-Fußball', der vorne schön anzuschauen, dafür aber hinten oft zu anfällig für Konter war, gehört längst der Vergangenheit an.

Was braucht es beim FC Liverpool also noch, um sich mit Slot an der Seitenlinie künftig auch in der Champions League gegen andere Spitzenklubs wie PSG durchzusetzen? Nach dem Jahreswechsel offenbarte der Traditionsklub von der Anfield Road einige Schwachstellen, die es im Sommer zu beheben gilt. Auf den ersten Blick fällt auf, dass es Liverpool an einem echten Torjäger im Sturmzentrum mangelt. Die Toptorschützen Mo Salah, Cody Gakpo und Luis Diaz sind allesamt auf den Außen zuhause, während die Leistungen der beiden nominellen Neuner Darwin Nunez (sieben Saisontore) und Diogo Jota (acht) eines europäischen Giganten nicht würdig sind.

So dürfte es im Sommer zu einem kleinen Umbruch kommen: Bei Rekordeinkauf Nunez scheint die Geduld nach drei erfolglosen Jahren am Ende zu sein, doch auch Jota könnte bei einem passenden Angebot verkauft werden. Im Gegenzug wünscht sich Slot eine Tormaschine wie Alexander Isak, der Liverpools Traum vom League-Cup-Triumph mit seinem Tor zum 2:0 beendete, und nicht durch Zufall drittbester Torjäger der Premier League ist, obwohl er anders als Salah oder Erling Haaland nur beim Tabellensechsten Newcastle spielt.

Leistungsträger überspielt: Liverpool benötigt mehr Breite

Auch für die Kaderbreite könnte sich Slot ein paar Neuzugänge wünschen: Dass sich bei Liverpool seit dem Jahreswechsel immer wieder ein klein wenig Müdigkeit einschleicht, liegt auch daran, dass Slot einer festen Startelf vertraut und in dieser nur in Ausnahmefällen Veränderungen vornimmt. Insbesondere Leistungsträger im Mittelfeld wie Ryan Gravenberch oder Dominik Szoboszlai wirken derzeit überspielt, in der Innenverteidigung ist Ibrahima Konate schon seit Monaten unter Schmerzmitteln der Dauerbrenner neben Virgil van Dijk.

Nachdem sich die Verantwortlichen im vergangenen Sommer auf dem Transfermarkt zurückhielten und mit Federico Chiesa nur einen Neuzugang verpflichteten, der bislang kaum eine Rolle spielt, dürfte Liverpool im Sommer zu einer Transferoffensive gezwungen sein. Hinzu kommen noch die drohenden Abgänge der drei Superstars Salah, van Dijk und Trent Alexander-Arnold, die kaum zu ersetzen sein werden. Die ungewisse Zukunft des Trios aufgrund der auslaufenden Verträge im Sommer sorgt seit Saisonbeginn immer wieder für Störgeräusche rund um den Verein. Womöglich ein weiterer Grund für den kleinen Leistungseinbruch in den vergangenen Wochen.

Wenn die Verantwortlichen Slots Wünsche auf dem Transfermarkt erfüllen, dürfte Liverpool in den kommenden Jahren auch international zu einem noch größeren Titelanwärter werden. Doch der Anfang der Ära Slot kann sich sehen lassen und darf allen Fans des FC Liverpool schon jetzt große Vorfreude auf die Zukunft bereiten.

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