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·28. April 2025

Strittige Szenen am 35. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Artikelbild:Strittige Szenen am 35. Spieltag: Die Analyse von Babak Rafati

Die nicht gegebenen Elfmeter für Mannheim (2), Stuttgart II, Rostock, Essen, Aachen, Aue, der verwehrte Treffer von Saarbrücken, das Tor für Unterhaching, die Strafstöße für Hannover II und für Verl, der Halbzeitpfiff in Dresden, der Platzverweis gegen Jacobsen, ein Handspiel von Jacobsen sowie Foulspiele von Sietan und Ulrich. Am 35. Spieltag hat sich Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati für liga3-online.de 15 strittige Szenen genauer angeschaut.

Hintergrund: Babak Rafati war viele Jahre Bundesliga- & FIFA-Schiedsrichter. Insgesamt leitete der heute 54-Jährige 84 Erst-, 102 Zweit-, 13 Drittliga- und zahlreiche internationale Spiele. Exklusiv für liga3-online.de analysiert der erfahrene Schiedsrichter seit März 2015 jeden Spieltag die strittigen Szenen, die durch die Redaktion im Vorfeld ausgewählt werden. Zudem ist er Kolumnist und TV-Experte für Bundesliga-Spiele. Im Hauptberuf arbeitet Rafati heute als Mentalcoach für Profifußballer und Manager und ist ein viel gefragter Referent in der freien Wirtschaft, unter anderem bei DAX-Unternehmen zum Thema Stressmanagement und Motivation. Mehr Infos unter babak-rafati.de.


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Szene 1: Der bereits verwarnte Janne Sietan (Mannheim) trifft Laurin Ulrich (Stuttgart II) am Fuß, kommt bei Schiedsrichter Felix Bickel mit einer Ermahnung davon. [TV-Bilder – ab Minute 0:30]

Babak Rafati: Die erste gelbe Karte gegen Sietan ist vollkommen in Ordnung. Bei der zweiten Aktion zieht Sietan voll durch und will im Zweikampf mit Ulrich nur den Ball wegschießen, kommt aber ein wenig zu spät und trifft stattdessen Gegenspieler Ulrich am Schienbein und bringt ihn zu Fall. Das ist ein rücksichtsloses Foulspiel, sodass es folglich die gelb-rote Karte für diese Aktion hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, für dieses verwarnungswürdige Foulspiel keine Karte auszusprechen.

Szene 2: Nach einem Einwurf wird Kennedy Okpala von Laurin Ulrich (Stuttgart II) an der Wade getroffen und geht zu Fall, einen Elfmeter gibt Bickel nicht. [TV-Bilder – ab Minute 1:50]

Babak Rafati: Nach einem Einwurf in den Strafraum senkt sich der Ball und Ulrich will sicherlich in der Annahme, dass das Spielgerät gleich herunterfällt, den Ball spielen und holt aus, um diesen wegzuschießen. Da der Ball aber von einem Spieler geköpft wird, bleibt er in der Luft, und Ulrich tritt mit voller Wucht Okpala in die Wade. Das ist ein klares Foulspiel, und es hätte für diese Aktion einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen und den fälligen Elfmeter nicht zu geben. Es hätte zudem die rote Karte gegen Ulrich geben müssen, da solch ein Treffer einfach brutal ist und dadurch die Gefährdung Gesundheit des Gegenspielers billigend in Kauf genommen wird, auch wenn Ulrich so etwas sicherlich nicht beabsichtigt. Das Trefferbild lässt aber keine andere Alternative für den Schiedsrichter zu.

Szene 3: Im Strafraum geht Julian Rieckmann (Mannheim) gegen Mirza Catovic (Stuttgart II) zu Fall, das Spiel läuft weiter. [TV-Bilder – ab Minute 2:04:25]

Babak Rafati: Rieckmann will sich den Ball im Strafraum an Gegenspieler Catovic vorbei legen. Dieser streckt den Fuß aus, um den Ball zu spielen, verfehlt ihn aber, trifft Rieckmann stattdessen am Fuß und bringt ihn dadurch zu Fall. Solch ein Vergehen ist auch ein „Stempeln“, sodass ein Foulspiel vorliegt. Somit hätte es einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, dieses Vergehen nicht zu ahnden. Wäre der Schiedsrichter etwas weiter nach links gerückt, statt so zentral zu stehen, hätte er eine bessere Sicht zum Zweikampf, und ihm wäre das Vergehen nicht entgangen. Durch dieses schlechte Stellungsspiel steht er auch anschließend im Weg und muss das Spiel mit einem Schiedsrichter-Ball fortsetzen, was auch sehr unglücklich ist.

Szene 4: Jarzinho Malanga (Stuttgart II) kommt im Strafraum gegen Djayson Mendes (Mannheim) zu Fall, erneut bleibt die Pfeife des Schiedsrichters stumm. [TV-Bilder – ab Minute 4:05]

Babak Rafati: Malanga legt sich den Ball an Mendes vorbei, und dieser hat wissend, dass er keine Chance mehr auf Ball hat, nur die Intention, den Angreifer irgendwie zu stoppen. Dabei kreuzt er den Laufweg von Malanga und bringt ihn entscheidend aus der Balance und in der Folge zu Fall. Das ist ein Foulspiel, sodass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Eine Fehlentscheidung, dieses Vergehen ungeahndet zu lassen. Der Schiedsrichter steht vielleicht etwas zu nah am Geschehen, sodass der Überblick aufgrund der kurzen Distanz schnell verloren gehen kann.

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Szene 5: Im Strafraum geht Sigurd Haugen (Rostock) gegen Sean Dulic (1860) zu Fall, Schiedsrichter Patrick Alt lässt weiterlaufen. [TV-Bilder – ab Minute 0:55]

Babak Rafati: Haugen und Dulic gehen im Strafraum zum Ball. Dabei wird der Ball von beiden ein wenig gespielt, aber Dulic trifft beim Versuch, den Ball wegschießen zu wollen, auch seinen Gegenspieler entscheidend und wuchtig am Fuß und bringt ihn dadurch zu Fall. Das ist ein Foulspiel – auch, wenn er seinen Gegenspieler womöglich nicht sieht, weil dieser von hinten eingreift. Somit hätte es einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, weiterspielen zu lassen und den fälligen Elfmeter nicht zu geben.

Szene 6: Der bereits verwarnte Thore Jacobsen (1860) bekommt den Ball im Mittelfeld an den Arm und verhindert damit einen Angriff der Rostocker. Alt belässt es bei einer Ermahnung. [TV-Bilder – ab Minute 1:40:10]

Babak Rafati: Bei dieser Aktion ist zunächst einmal anzumerken, dass der Ball zuvor nicht am Arm des Rostocker Angreifers ist, vielmehr an der Schulter, somit ist alles in Ordnung. Anschließend bekommt der bereits gelb-verwarnte Jacobsen den Ball aus kurzer Entfernung an den Arm. Allerdings ist dieser in natürlicher Haltung, sodass keine Absicht vorliegt und diese ist Grundvoraussetzung für ein strafbares Handspiel. Es hätte regeltechnisch noch nicht einmal einen Freistoß geben dürfen, sodass diese Entscheidung eine Fehlentscheidung ist. Die Frage nach einer möglichen gelb-roten Karte gegen Jacobsen stellt sich folglich daher nicht mehr.

Szene 7: Nach einem Zweikampf mit Jan Mejdr (Rostock) sieht der bereits verwarnte Thore Jacobsen (1860) Gelb-Rot. [TV-Bilder – ab Minute 3:30]

Babak Rafati: Bei einem Luftkampf springt der bereits gelb-verwarnte Jacobsen seinen Gegenspieler Mejdr an und begeht ein Allerweltsfoul. Mejdr fasst sich daraufhin ins Gesicht, was den Schiedsrichter dazu verleitet, einen Gesichtstreffer mit dem Ellenbogen gesehen zu haben, was aber nicht zutrifft. In dieser Szene hätte es lediglich einen Freistoß geben müssen. Obendrein die gelb-rote Karte zu zeigen, ist eine Fehlentscheidung, zumal der Schiedsrichter eine gute Position zum Vorgang hat und diesen eigentlich gut sehen müsste.

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Szene 8: Im Laufduell geht Ramien Safi (Essen) im Strafraum gegen Joel Bichsel (Saarbrücken) zu Fall, Schiedsrichter Felix Wagner pfeift nicht. [TV-Bilder – ab Minute 18:40]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf geht zwar der Arm von Bichsel ein wenig heraus, aber die Wirkung ist minimal, sodass Safi diesen leichten Kontakt nur dankend annimmt und zu Fall geht. Das ist ein handelsüblicher Zweikampf und kein Foulspiel, sodass eine richtige Entscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu pfeifen.

Szene 9: Nach einem zu kurzen Kopfball von Tobias Kraulich spitzelt Florian Krüger (Saarbrücken) den Ball an Keeper Felix Wienand (Essen) vorbei. Wagner entscheidet jedoch auf Foulspiel und gibt den Treffer nicht. [TV-Bilder – ab Minute 2:20]

Babak Rafati: Der Ball wird von Kraulich zum eigenen Keeper Wienand zurückgespielt. Allerdings ist diese Rückgabe zu kurz, sodass Gegenspieler Krüger mit offener Sohle zum Ball springt, das Spielgerät spielen und ins Tor schießen will. Er berührt den Ball, wenn überhaupt sehr minimal, aber eher gar nicht, sodass der Ball am Keeper vorbeigeht und anschließend ins Tor rollt. Allerdings hat Krüger zuvor ein Foulspiel an Wienand begangen, da er mit offener Sohle voraus zum Ball springt und den Keeper dabei trifft – wenn auch nicht voll, da er zurückzieht. Das ist dennoch ein Foulspiel. Somit liegt eine richtige Entscheidung vor, den Treffer nicht anzuerkennen

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Szene 10: Einen Freistoß verlängert Luc Ihorst ins Zentrum, wo Manuel Stiefler an den Ball kommt und diesen auf das Tor bringt. Zunächst kann Keeper Elias Bethke parieren, ehe Lenn Jastremski den Ball zum 1:0 für Unterhaching im Tor unterbringt. Cottbus reklamiert Abseits von Stiefler, Schiedsrichter Timon Schulz gibt den Treffer. [TV-Bilder – ab Minute 0:15]

Babak Rafati: Nach dem Freistoß liegt zunächst keine Abseitsposition vor, auch wenn 1-2 Stürmer in Abseitsposition stehen, weil diese nicht ins Spielgeschehen eingreifen und der Ball zu einem anderen Spieler, der nicht im Abseits steht, gelangt. Allerdings köpft anschließend Ihorst den Ball zu Mitspieler Stiefler, der in Abseitsposition steht, sodass der anschließende Treffer nicht hätte zählen dürfen. Eine Fehlentscheidung, diesen Treffer dennoch anzuerkennen. Womöglich konnte der Assistent aus seiner Position die Berührung mit der Brust durch Stiefler nicht wahrnehmen. Hätte der Schiedsrichter eine bessere Position zum Geschehen gehabt, anstatt zentral vor dem Strafraum am Strafraumeck, hätte er mithelfen und gemeinsam mit dem Assistenten zu einer besseren Entscheidung finden können.

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Szene 11: Nach einem Fehler von Claudio Kammerknecht (Dresden) ist David Otto (Sandhausen) frei durch und läuft auf das Tor zu, allerdings pfeift Schiedsrichter Wolfgang Haslberger genau in diesem Moment zur Halbzeitpause. [TV-Bilder – ab Minute 1:03:55]

Babak Rafati: Eine sehr kuriose Szene. Es wurde vom Schiedsrichter in der ersten Halbzeit eine Nachspielzeit von einer Minute angezeigt. Kammerknecht bekommt den Ball und hat das Spielgerät bei 0:56 Sekunden über der Zeit sicher. In dieser Annahme, dass die erste Halbzeit gelaufen ist, führt der Schiedsrichter die Pfeife zum Mund und will das Spiel zur Halbzeit abpfeifen. Plötzlich verstolpert Kammerknecht den Ball, und Otto kann allein auf das Tor zulaufen und hat dadurch eine große Torchance. In dem Moment pfeift der Schiedsrichter bei 0:58 über der Zeit ab. Zunächst einmal darf regeltechnisch eine Nachspielzeit nicht verkürzt werden. Zum anderen macht der Schiedsrichter gedanklich den Fehler, schon frühzeitig abzuschalten. Das ist natürlich eine Fehlentscheidung, derartig zu entscheiden.

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Szene 12: Gianluca Gaudino (Aachen) geht im Strafraum gegen zwei Osnabrücker zu Fall und fordert Elfmeter, Schiedsrichter Jarno Wienefeld entscheidet aber auf Stürmerfoul. [TV-Bilder – ab Minute 1:39:40]

Babak Rafati: Simakala will im Zweikampf gegen Gaudino zum Ball und führt den Fuß in Richtung Spielgerät, kann aber nicht mehr verhindern, dass er dem Stürmer ein Bein stellt und diesen auf der Strafraumlinie zu Fall bringt. Das ist ein Foulspiel, sodass es einen Elfmeter hätte geben müssen. Warum der Schiedsrichter anschließend nicht nur den fälligen Elfmeter nicht gibt, sondern auch noch in der anschließenden Aktion auf Stürmerfoul entscheidet, ist nicht nachvollziehbar. Der Ball, was der Schiedsrichter durch Gestik anzeigt, wurde beim Zweikampf mit Gaudino keinesfalls gespielt. Eine Fehlentscheidung, diese beiden aufeinander folgenden Aktionen so zu bewerten.

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Szene 13: Mirnes Pepic (Aue) kommt im Strafraum gegen Patrick Kammerbauer (Verl) zu Fall und fordert einen Elfmeter, den Schiedsrichter Yannick Rupert allerdings nicht gibt. [TV-Bilder – ab Minute 22:25]

Babak Rafati: Es kommt im Strafraum zu einem Zweikampf, bei dem Pepic von Gegenspieler Kammerbauer ein wenig getroffen wird, dieser Kontakt aber für einen Elfmeter nicht ausreicht. Dieser Kontakt wird vom Angreifer eher dankend angenommen, als dass ein Foulspiel vorliegt, zumal er auch etwas zeitversetzt zu Fall kommt. Eine richtige Entscheidung, weiterspielen zu lassen und keinen Elfmeter zu geben. Der Schiedsrichter rückt auch sehr gut Richtung Zweikampf ein und kann dadurch aus einer guten Position entscheiden.

Szene 14: Im Strafraum geht Pascal Fallmann (Aue) im Duell mit Daniel Mikic (Verl) zu Boden, Ruprecht zeigt auf den Punkt. [TV-Bilder – ab Minute 3:40]

Babak Rafati: Mikic spielt im Strafraum klar den Ball. Fallmann kommt etwas zu spät und rennt gegen den Fuß des Verteidigers, mit dem dieser den Ball kurz zuvor gespielt hatte. Das ist kein Foulspiel, sondern ein klares und sauberes Ballspielen. Eine Fehlentscheidung, einen Elfmeter zu geben und nicht weiterspielen zu lassen und das Spiel mit einer Ecke fortzusetzen.

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Szene 15: Im Strafraum geht Mustafa Abdullatif (Hannover II) gegen Ben Vincent Hüning (Dortmund II) zu Fall, Schiedsrichter Nico Fuchs zeigt auf den Punkt. [TV-Bilder – ab Minute 1:40]

Babak Rafati: Bei diesem Zweikampf im Strafraum liegt kein Foulspiel von Hüning gegen Abdullatif vor, vielmehr tritt sich der Stürmer selbst in die eigenen Füße, verstolpert dabei und kommt daher zu Fall. Somit liegt eine Fehlentscheidung vor. Womöglich hat sich der Schiedsrichter in der Wahrnehmung deshalb geirrt, weil Hüning mit dem Fuß die Bewegung in Richtung der Füße des Angreifers vornimmt und das Ganze wie ein Fußtreffer wirkt, was offensichtlich nicht zutrifft.

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