DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch: "Unser Ziel war und ist das Vollprofitum" | OneFootball

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·31 January 2025

DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch: "Unser Ziel war und ist das Vollprofitum"

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Höchstwerte bei den Gesamterträgen, nachhaltige Zuschauer*innenentwicklung und erneut eine Topquote im Free-TV: Die Google Pixel Frauen-Bundesliga setzt in der Saison 2023/2024 neue Maßstäbe, erreicht wirtschaftlich Rekordwerte und bestätigt auch medial den Aufwärtstrend. Sportlich feierte am Ende der FC Bayern München durch eine makellose Saison ohne Niederlage die Meisterschaft, knapp vor dem VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt. DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch ordnet im DFB.de-Interview ein, wie sich die Liga in der vergangenen Saison weiterentwickelt hat und in welchen Bereichen es noch Potenzial gibt.

DFB.de: Wie bewerten Sie den Saisonreport 2023/2024?


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Sabine Mammitzsch: Er zeigt einmal mehr, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht und bietet einen guten Gesamtüberblick über Zahlen und Fakten. In vielen Bereichen geht es voran, in einigen haben wir noch Potenzial.

DFB.de: Was sind die positiven Entwicklungen?

Mammitzsch: Unter anderem erzielten die Klubs in der Saison 2023/2024 zusammen mit mehr als 31 Millionen Euro an Erträgen einen neuen Höchstwert. Dieser würde bei einer anteiligen Zuordnung von allen gemeinsamen Sponsoringverträgen für die Männer- und Frauenmannschaft zur Frauen-Bundesliga noch deutlich höher ausfallen und zeigt das enorme Wachstum. Die durchschnittlichen Einnahmen verdoppelten sich innerhalb der vergangen drei Spielzeiten auf 2,65 Millionen Euro pro Klub. Und auch die Zuschauer*innenentwicklung macht mir sehr viel Freude: Wir konnten diese erneut steigern, das zeigt, dass die Google Pixel Frauen-Bundesliga und damit auch der Frauenfußball eine immer größer werdende Fanbase hat.

DFB.de: Auch was die mediale Reichweite angeht, gab es Bewegung.

Mammitzsch: Richtig, es war ja das erste Jahr im neuen Medienrechtezyklus. Die kumulierte Reichweite der frei verfügbaren Free-TV-Spiele erhöhte sich um knapp 80 Prozent. Hier schlagen sich die höhere Anzahl an Free-TV-Spielen auf den öffentlich-rechtlichen Sendern und die positive Entwicklung der Übertragungen auf Sport1 nieder. Das ist sehr erfreulich und hilft uns in Sachen Sichtbarkeit und Vermarktung enorm. Aber ich finde noch eine weitere Zahl sehr wichtig.

DFB.de: Welche?

Mammitzsch: Das durchschnittliche monatliche Grundgehalt einer Spielerin lag bei etwa 4000 Euro, was eine deutliche Professionalisierung und Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Spielerinnen deutlich macht. Uns ist durchaus bewusst, dass es sich hier um Durchschnittswerte handelt und das Gehaltsgefälle innerhalb der Liga noch groß ist. Unser Ziel war und ist das Vollprofitum, damit alle Bundesliga-Spielerinnen von ihrem Gehalt leben können und nicht mehr nebenher arbeiten müssen, wenn sie das nicht wollen. Noch haben wir das nicht erreicht, aber ich setze große Hoffnungen in den Wachstums- und Professionalisierungsplan, den der DFB nun schon seit geraumer Zeit vorgelegt hat.

DFB.de: Warum ist dieser nicht schon verabschiedet?

Mammitzsch: Uns ist wichtig, dass wir hier Konsens finden - wir können diese einschneidenden Weichenstellungen nur mit den Vereinen gemeinsam durchführen. Natürlich ist es ihr gutes Recht, hier noch mal genauer draufzuschauen und unabhängig prüfen zu lassen. Das ist nun erfolgt, und es wird zeitnah weiterführende Gespräche mit den Klubs und dem DFB geben. Wichtig ist, dass wir nun sehr zeitnah zu einer Entscheidung kommen, nicht zuletzt müssen wir ja auch Fristen einhalten, um Veränderungen satzungsfest umzusetzen.

DFB.de: Wie ist der weitere Zeitplan?

Mammitzsch: Ich hoffe, dass wir sehr zeitnah zu einer tragfähigen gemeinsamen Entscheidung und dann endlich in die Umsetzung kommen.

DFB.de: Zurück zum Saisonreport: Wo sehen Sie sonst noch Potenzial?

Mammitzsch: Wir haben leider immer noch ein negatives Saisonergebnis. Trotz der gestiegenen Einnahmen weisen unsere Klubs im Durchschnitt ein negatives Resultat von circa 1,9 Millionen Euro auf. Das sehen wir durchaus auch als klares Commitment der Vereine zum Frauenfußball, denn faktisch ist das ja eine gut angelegte Investition in ein Produkt, das mit langfristigen Zielen wie Imagegewinnen und Vermarktungsmöglichkeiten mit positiven Effekten auf die ganze Vereinsmarke einzahlt. Allerdings gehen wir davon aus, dass die tatsächlichen Werbeeinnahmen durchaus höher sind, als die von den Vereinen hier im Report gemeldeten Zahlen. Insofern erwarten wir berechtigterweise, dass mittelfristig eine eigenständige Finanzierung des Frauen- und Juniorinnenbereichs möglich ist. Dass dies durchaus möglich ist, zeigen einige Klubs bereits - und das hat mit dem 1. FFC Frankfurt ein sehr erfolgreicher Verein bereits vor vielen Jahren vorgemacht.

DFB.de: Lassen Sie uns auch einen Blick ins Ausland werfen. Wie schneidet die Liga diesbezüglich ab?

Mammitzsch: Rang zwei in der europäischen Zuschauer*innentabelle hinter der englischen Liga und vor Spanien und Frankreich ist ein gutes Zeichen. Wir hatten in der gesamten Saison insgesamt mehr Fans in 132 Spielen als die spanische Liga F, die aufgrund ihrer Ligagröße von 16 Teams 108 mehr Spiele austrug. Wir konnten den Schnitt noch einmal auf 2876 Fans erhöhen. Besonders erfreulich ist, dass die Anzahl der Spiele mit weniger als 1000 Fans zurückgeht, während die Anzahl an Spielen mit 1000 und 5000 Fans steigt. Dieses Wachstum konzentriert sich auch nicht - wie man vielleicht meinen könnte - auf zwei oder drei Spitzenmannschaften, sondern wird von einer Vielzahl von Klubs in der gesamten Liga getragen.

DFB.de: Wie sehen Sie die Perspektiven der Liga?

Mammitzsch: Was mich sehr positiv stimmt: Wir konnten uns in allen Bereichen erneut steigern - sowohl finanziell als auch medial. Die Topquote aus der Vorsaison war mit 1,83 Millionen Zuschauenden schon sehr gut, aber dass wir nun auf einen Bestwert von 2,04 Millionen Zuschauer*innen kommen, ist ein starkes Zeichen. Sportlich sehen wir in der aktuell laufenden Saison 2024/2025 den spannendsten Meisterschaftskampf seit Langem. Nicht Bayern oder Wolfsburg gingen als Herbstmeister in die Winterpause, sondern Eintracht Frankfurt. Auch Leverkusen rückte näher an die Spitzengruppe ran. Wir starten in diesem Jahr mit unseren DFB-Leistungs- und Talentförderzentren, die eine nachhaltige Entwicklung in der weiblichen Talentförderung bewirken werden. Unsere Nachwuchsspielerinnen brauchen leistungsgerechte Rahmenbedingungen, um sich bestmöglich entfalten zu können. Diesen Schritt sind wir gegangen, aber darauf möchten wir uns nicht ausruhen. Die Liga hat sehr viel Potenzial, jetzt liegt es an uns und den Vereinen, dieses auch weiter auszuschöpfen - und das geht nur gemeinsam.

Den Saisonreport 2023/2024 gibt es hier als PDF-Download.

125 Jahre DFB - 125 Jahre Fußballliebe

In Leipzig, genauer gesagt im "Restaurant zum Mariengarten", wurde am 28. Januar 1900 der Deutsche Fußball-Bund gegründet. Seinerzeit gehörten dem Verband überschaubare 90 Vereine an, aber das änderte sich rasch. Heute gibt es mehr als 24.000 Klubs mit mehr als 7,7 Millionen Mitgliedern. Dazwischen hat der DFB eine bewegte und bewegende Geschichte hingelegt, mit vielen Titeln, Tränen und Triumphen. 125 Jahre DFB bedeuten auch 125 Jahre Fußballliebe - für uns Anlass genug, auf dfb.de/fussballliebe zu sagen: "Ti amo, Fußball!" Auf dieser DFB.de-Subsite wollen wir auch mit den Fans und Fußballinteressierten in den Austausch kommen. Ab Februar sammeln wir hier eure Themen - und machen sie zu unseren Themen.

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