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·22 December 2024

Eine Niederlage mit Folgen

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Der jahrzehntelang hochgejazzte Claim der “stärksten 2. Bundesliga aller Zeiten” scheint in dieser Saison wahrer denn je. Beweis gefällig? Am letzten Spieltag hätte rechnerisch die Hälfte der Zweitligisten mit entsprechenden Ergebnissen die Herbstmeisterschaft einfahren können. Doch viele der Kandidaten schienen bei dieser Aussicht eher schwere Beine bekommen zu haben: Elversberg wurde bereits am Freitag von Königsblau auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, die Paderborner ließen tags darauf die Karlsruher an sich vorbeiziehen und auch der FCK konnte seine Außenseiterchance im Duell der rot-weißen Fußballclubs nicht nutzen und verlor durchaus verdient mit 0:1.

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Gutes Coaching

Markus Anfang war nach der Nicht-Leistung in der Vorwoche gegen Darmstadt bereit, Konsequenzen bei der Wahl der Spieler seiner Startelf zu ziehen. In einer für FCK-Trainer in den letzten Jahren recht ungewöhnlichen Klarheit setzte er ein Zeichen und tauschte mehr als die Hälfte der Abwehr aus. Ein mutiger Schritt, der sich grundsätzlich auszahlte, denn die drei Innenverteidiger Heuer, Sirch und vor allem Elvedi zeigten eine solide Leistung.

Spielerisch stachen wie schon in der Vorwoche leider nur wenige Szenen heraus. Hervorzuheben ist die hochklassige Kombination zwischen Yokota, Hanslik und Gyamerah in der 16. Minute, bei der man sich trotz Eiseskälte und immer wiederaufkommenden Regenschauern während des Spiels kurz auf einen Fußballplatz am Zuckerhut bei angenehmen 23 Grad unter brasilianischer Sonne träumen konnte. Dass dabei kein Tor heraussprang und der Ball schließlich nur die Oberkante der Latte küsste, ist ein Symptom, aber nicht die alleinige Ursache für die Niederlage.

Schlechtes Coaching

So positiv die Maßnahmen des Trainers vor der Partie zu bewerten sind, so sehr müssen seine Passivität zu Beginn der zweiten Hälfte und die Wahl der Einwechselspieler kritisch beäugt werden. Wekesser war mit seiner Rolle überfordert und ließ die Zuschauer schon nach wenigen Minuten Kleinhansl vermissen, während Tomiak auf seiner Position im defensiven Mittelfeld den an ihn gestellten Anforderungen nicht gerecht werden konnte. Trainer tun sich in der Regel schwer damit, in der Halbzeitpause Korrekturen im Defensivbereich vorzunehmen, bergen sie doch die Gefahr, dass Automatismen dann nicht mehr auf Anhieb funktionieren.

Eine Auswechslung von Mause, der zu keinem Zeitpunkt ins Spiel fand, wäre aber nach den ersten 45 Minuten angebracht gewesen. Er verließ den Platz nach 63 Minuten und wurde durch Opoku ersetzt, während Raschl die Position von Aremu übernahm. Dass zwölf Minuten vor dem regulären Spielende nur noch der dritte Wechsel folgte und damit zwei weitere Möglichkeiten ungenutzt blieben, fühlt sich im ersten Moment so an, als hätte man zwei Chancen vergeben, mit frischen Beinen noch einmal alles in die Waagschale zu werfen. Auf der Bank gab es aber schlicht und ergreifend keine offensiven Optionen mehr.

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Das Arbeitszeugnis für den Kaderplaner

Dem Kader fehlte im Spiel gegen den Effzeh die notwendige Tiefe, um trotz des Ausfalls von Ragnar Ache und der fehlenden Form von Mause einen hauptberuflichen Stürmer aufzubieten, der die Verteidigung der Rheinländer vor echte Probleme stellen könnte. Symptomatisch dafür war ein Angriff der Lautrer in der 87. Minute, bei dem der Ball verheißungsvoll über die rechte Seite getrieben und schließlich in den Kölner Strafraum gespielt wurde, wo mit Tomiak und Elvedi zwei gelernte Innenverteidiger ihr Möglichstes versuchten. Diese Gattung Fußballer ist bekanntlich von Natur aus technisch anders aufgestellt, weswegen dieser Angriff ohne Wirkung verpuffte.

Vor gut einem Jahr gipfelte die Verzweiflung über die sportliche Entwicklung des 1. FC Kaiserslautern in massiver Kritik am Technischen Direktor und Kaderplaner Enis Hajri. Durch den Klassenerhalt, das Pokalfinale und die bisher recht positiv verlaufene Saison ist die Personalie zwar etwas in den Hintergrund gerückt, die Zusammenstellung des Kaders und damit die Ergebnisse seiner Arbeit waren jedoch immer wieder Anlass für Diskussionen. Es erscheint wie die logische Konsequenz, dass jener Hajri nach diesem Spiel, das mit besserer Kadertiefe vielleicht anders verlaufen wäre, laut übereinstimmenden Medienberichten seinen Rücktritt angekündigt hat.

Eine Mannschaft im Lernprozess

Zurück zum Sportlichen: Die Spieler der Roten Teufel wirkten über den gesamten Spielverlauf etwas müde und daher nicht immer mit dem vollen Fokus in den entscheidenden Szenen. Der Treffer der Kölner entstand aus einem Pass in die Tiefe aus einer Standardsituation heraus. Ähnlich konnten die Rheinländer ihre Chancen in der 11. Minute aus einer Lautrer Ecke und in der 30. Minute aus einem Freistoß herausspielen. Dieses Muster hätten die Betzebuben erkennen und besser unterbinden müssen, um die letzten drei Punkte des Kalenderjahres unter den Weihnachtsbaum legen zu können.

Die Pfälzer haben in einer guten Phase zwischen der 60. und 80. Minute gezeigt, dass sie in der Lage sind, auch eine der besten Mannschaften der Liga in der eigenen Hälfte einzuschnüren, variantenreiche Angriffe zu fahren und immer wieder gefährliche Szenen zu initiieren. Über die gesamte Spielzeit gesehen hatte der FCK mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, einen Torschuss mehr und doppelt so viele Eckbälle wie die Gäste. Die Roten Teufel tun gut daran, bei sich zu bleiben und die eigene Entwicklung weiter voranzutreiben, sich aber die Kaltschnäuzigkeit der Kölner zum Vorbild zu nehmen. Denn dann führt diese Entwicklung schnurstracks unter die ersten Drei der Liga.

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