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·17 April 2025

VAR: Ist eine Einführung in der Frauen-Bundesliga realistisch?

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Kaum eine Frage spaltet die Fußballwelt so sehr wie der VAR: Ist er das Ende der Fußballromantik oder sorgt er für einen faireren Wettkampf? Es ist eine Debatte, die alle Jahre wieder auch den Frauenfußball erreicht. Nämlich dann, wenn mal wieder ein grober Schnitzer passiert ist. Und die Frage aufkommt: Hätte man das nicht verhindern können?

Jüngstes Beispiel war der 3:0-Sieg des FC Bayern München gegen Eintracht Frankfurt, der die Meisterschaft für Bayern so gut wie besiegelte. Deren zweites Tor wäre wegen einer Abseitssituation aber eigentlich nicht zulässig gewesen. Ein Umstand, der der SGE sauer aufstieß.


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Eintracht-Stürmerin Laura Freigang schrieb danach auf Instagram, sie wünsche sich eine Debatte über den VAR in der Frauen-Bundesliga. Ob der gewünscht ist, ist die erste Frage, und ob er gebraucht wird, die zweite. Aber hinter diesen emotionalen Debatten steht ein technischeres Problem: Ist die Einführung des VAR in der Frauen-Bundesliga aktuell überhaupt realistisch? Mindestens drei Fragen müssen dafür geklärt werden.

VAR-Installation: Große finanzielle Belastung für die Frauen-Bundesliga

Schon im Oktober 2023 wurde intensiv über den VAR in der Liga diskutiert. Auch damals musste Frankfurt eine Fehlentscheidung in einem Topspiel hinnehmen. Sportschau und kicker berichteten damals aber, dass eine VAR-Einführung unwahrscheinlich sei. Der wichtigste Grund dafür: Geld.

Mindestens 2,5 Millionen wären die Kosten für den Videoassistenten, und damit für jeden einzelnen Klub eine sechsstellige Summe. Die Frauen-Bundesliga wird aktuell auf 14 Teams aufgestockt, womit der Anteil pro Klub sinkt. Aber eine enorme Investition wäre es trotzdem. Einige Vereine könnten das locker stemmen.

Aber in der Frauen-Bundesliga gibt es enorme Unterschiede zwischen allen Klubs. Während die Meisterinnen aus Bayern auch meisterhafte Gehälter zahlen, setzen kleinere Klubs wie die SGS Essen auf ein Modell, bei dem Spielerinnen Arbeit und Fußball vereinen. Essen als unabhängiger Frauenfußballklub hat als einziger Verein der Liga eine positive Bilanz, muss aber auch dementsprechend hart bei finanziellen Entscheidungen bleiben. Das Geld sitzt nicht überall gleich locker, und das ist nicht nur beim VAR ein großes Problem.

Professionalisierung der Liga: Wohin geht der Weg?

Stattdessen muss die VAR-Debatte in einen größeren Kontext über die Zukunft der Liga eingeordnet werden. Die Frauen-Bundesliga, so viel ist sicher, will sich ein Stück weit neu erfinden. Professioneller aufgestellt sein, mehr Mindestkriterien bei Infrastruktur und Staff für Klubs aufstellen, moderner werden. All das kündigte der DFB vor einem Jahr an. Und seitdem? Wurde viel diskutiert und wenig umgesetzt.

Die Klubs waren sich bei vielen Fragen uneins, zogen externe Agenturen zurate, der Prozess läuft weiter schleppend. Das zeigt, dass auch im Falle des VAR die Diskussionen langwierig sein könnten, weil die Vereine teils entgegengesetzte Interessen verfolgen. Ob der VAR kommt oder nicht, hängt noch von einem zweiten Punkt ab.

DFB-Investor könnte bei der Finanzierung helfen

Ein Teil der DFB-Professionalisierungspläne ist ein externer Investor. In den obersten Männerligen war dieses Vorhaben der DFL geplatzt. Der DFB, so berichtete es Deutschlandfunk damals, wollte für die Frauen-Bundesliga dennoch einen Investoren an Land ziehen, der 150 Millionen Euro zur Verfügung stellen würde. Damit könnten dann die erheblichen Professionalisierungskosten aufgefangen werden. In England gibt es im Frauenfußball bereits ein ähnliches Modell.

In diesem Kontext wäre die finanzielle Frage beim VAR also weniger problematisch, durch den Investoren gäbe es erstmal genug Geld. Ob der VAR dann auch eine Priorität wäre, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Das Problem: Auch über die Investoren-Pläne ist wenig bekannt, der DFB konnte bisher keinen Fortschritt vermelden. Auch hier gibt es wohl Uneinigkeiten in der Liga.

Sind die Stadien der Liga bereit für den VAR?

Ein dritter Punkt, der die Realisierbarkeit des VAR betrifft: die Stadien. Denn um den VAR zu installieren, braucht es die Möglichkeit, die erforderliche Anzahl an Kameras einzurichten. Nicht auf allen Plätzen der Liga wäre das aktuell möglich. Zwar gibt es an einigen Standorten herausragende Bedingungen, wie im Freiburger Dreisamstadion.

In Bremen zum Beispiel sieht die Lage auf "Platz 11" aktuell weitaus schlechter aus. Der Platz wird dort derzeit renoviert, um nicht bloß ein Trainingsplatz zu sein. Aber bis alle Vereine so weit sind, könnte es noch etwas dauern. Der DFB pocht allerdings sowieso auf schärfere Vorschriften bei den Stadien. Mehr Kameras wären auch für TV-Übertragungen sinnvoll. Das Problem wäre also, beim nötigen Willen von ganz oben, vermutlich lösbar.

Fazit: VAR kommt vorerst in der Frauen-Bundesliga wohl nicht

Der VAR wird nicht von heute auf morgen in der Frauen-Bundesliga eingeführt werden. Ob es sich die Klubs, Fans und Spielerinnen wünschen oder nicht: Aktuell gibt es noch zu viele offene Fragen. Ob der Videoassistent kommt, hängt vor allem mit einem größeren Prozess zusammen. Der DFB und die Vereine der Liga diskutieren aktuell, wie die Frauen-Bundesliga professioneller werden kann.

Aufgrund der sehr heterogenen Bedingungen an den verschiedenen Standorten kann es aber noch dauern, bis hier ein Ergebnis gefunden ist. Finanziell wäre der VAR eine große Belastung für die Klubs. Der angedachte Investor für die Liga könnte Abhilfe leisten, aber auch hier steht noch nichts fest. Bevor diese großen Fragen nicht geklärt sind, scheint also auch eine Einführung des VAR in der Frauen-Bundesliga erstmal wenig realistisch.

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