90min
·29 April 2025
Was ein Double den FC Bayern-Frauen bedeuten würde

In partnership with
Yahoo sports90min
·29 April 2025
Als "Kirsche auf der Torte" beschrieb Klara Bühl einen möglichen DFB-Pokalgewinn am vergangenen Sonntagnachmittag, nachdem sich die Bayern durch einen 3:1-Sieg über Freiburg die deutsche Meisterschaft souverän gesichert hatten. Die nächste Reise führt die frisch gebackenen Meisterinnen am Donnerstag also nach Köln. Dort steigt in der Domstadt das DFB-Pokalfinale zwischen dem FC Bayern und Werder Bremen. Es ist das erste Mal seit elf Jahren, dass das Finale ohne die Wölfinnen stattfindet. Die Rollen sind klar verteilt: Die Bayern gehen als Favoritinnen in die Partie. Doch wie gut würde die von Bühl beschriebene Kirsche den Münchenerinnen denn schmecken?
Die Bayern-Frauen haben sich in den letzten Jahren zu Deutschlands Nummer Eins vorgearbeitet. Drei Mal in Folge ging die Meisterschale nun in die bayerische Landeshauptstadt. Sowohl personell als auch infrastrukturell scheinen die Münchenerinnen ihren Liga-Konkurrentinnen einige Schritte enteilt zu sein. Was bisher zum ganz großen Glück gefehlt hat, war das Double aus Pokal und Meisterschaft. Dieses ist in diesem Jahr zum Greifen nahe. Im Finale wartet eben kein Wolfsburg oder Frankfurt, sondern Bremen - gegen die die Bayern alle 18 bisherigen Spiele gewinnen konnten. Natürlich wird die Partie kein Selbstläufer. Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, das wissen wir bekanntlich alle.
Sollten die Bayern aber gewinnen, wäre das ein weiterer wichtiger Beleg für die Entwicklung des Teams. "Die Entwicklung der Mannschaft ist noch lange nicht abgeschlossen", attestierte auch Klara Bühl den Bayern im Zuge ihrer Vertragsverlängerung. Der erste Double-Gewinn der Vereinsgeschichte wäre ein weiteres Ausrufezeichen und wichtiger Meilenstein auf dem Weg der amtierenden Meisterinnen. "Wir erleben hier eine weitere Bayern-Mannschaft, die ihre eigene Geschichte schreibt!", sagte Herbert Hainer stolz in einem Interview mit dem FC Bayern über die Frauenmannschaft des Vereins. Genug Signalwirkung hätte das Double an die Konkurrenz. Es würde beweisen, dass das Team gereift ist. Zwar ist der Pokal bekanntlich der kürzeste Weg zu einem Titel, in den letzten Saisons fehlte aber bei den Münchenerinnen das Durchhaltevermögen, um die Doppelbelastung erfolgreich zu Ende zu spielen - doch auch diese Zeiten sind nun scheinbar vorbei und das Team kann damit umgehen. Mental wäre der Double-Gewinn für die Spielerinnen und Verantwortlichen extrem wichtig, da sie sich für eine intensive Saison belohnen können. Das stärkt den Teamgeist und das Selbstvertrauen.
Das Wort "Wachablösung" ist in der Vergangenheit zu einem ungeliebten Begleiter der Bayern und Wölfinnen geworden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Bayern mit dem Gewinn des DFB-Pokals dem VfL Wolfsburg das nehmen können, was das Alleinstellungsmerkmal der Wölfinnen über etliche Jahre war - das Abo auf den Pokalsieg. Damit würden sie ihre Dominanz in Deutschland logischerweise weiter ausbauen und festigen.
Ein Double-Gewinn könnte mehr Stars wie Pernille Harder nach München locken / Alexander Hassenstein/GettyImages
Das führt zwangsweise zu einem weiteren Aspekt, der mit dem Doublegewinn einhergeht: Die Attraktivität des Klubs. Top-Teams im Fußball werden hauptsächlich an Titeln gemessen. Das Attribut "Double-Gewinnerinnen" würde den Bayern-Frauen mehr Bekanntheit und Ansehen verleihen - vor allem international. Das steigert natürlich einerseits die Erwartungshaltung an die Leistung der Spielerinnen, andererseits kann es aber auch ein Vorteil im Kampf auf dem Transfermarkt sein. Um Top-Spielerinnen an Land zu ziehen, ist die Aussicht auf Titel immer ein gutes Lockmittel. Spielerinnen des Kalibers von Stanway, Harder oder Oberdorf werden in Zukunft auch nötig sein, um nicht den Anschluss an Teams wie Barcelona oder Chelsea zu verlieren. Dabei könnte der Doublegewinn im Portfolio ein entscheidender Pro-Faktor für den FC Bayern München sein.
Außerdem steigern Erfolge das Medieninteresse und machen den Verein für Sponsoren attraktiver. Im Frauenfußball können die besseren Vermarktungschancen einem Team ordentlich Vorsprung verleihen, da nicht alle Vereine viel Geld für Investitionen zur Verfügung haben. Ähnlich sieht es bei den Zuschauerzahlen aus, die durch Titelgewinne steigen könnten, da das allgemeine Interesse der Öffentlichkeit größer wird. Generell kann ein Doublegewinn die interne Investitionsbereitschaft des Vereins steigern, wodurch dann mehr in Infrastruktur, Nachwuchs oder Scouting investiert werden kann.
Zudem würde das Double einen schönen Schlusspunkt unter das Kapitel des Cheftrainers Alexander Straus bei den Bayern setzen. Der Norweger wird München nach drei Jahren verlassen und eine neue Herausforderung als Trainer beim US-amerikanischen Verein Angel City FC suchen. In jeder Saison holte Straus mit seinem Team die Meisterschaft und könnte jetzt mit dem Pokalgewinn die Entwicklung unter seiner Führung unterstreichen. "Es wäre ein perfekter Abschluss für ihn. Natürlich würden wir ihm das liebend gerne schenken oder gemeinsam mit ihm erreichen, denn er hat es verdient", betonte Star-Spielerin Pernille Harder im SID-Interview. Das sieht auch der Vorstandsvorsitzende der Bayern, Jan-Christian Dreesen, so: "Das Ziel ist jetzt, ihn mit dem historischen Double zu verabschieden." Ob das so gelingt, wird sich am Donnerstag, den 1. Mai zeigen, wenn um 16 Uhr der Ball im RheinEnergie-Stadion rollt.