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·25 aprile 2025
Callum Hudson-Odoi: Brazzos vergessener Mann

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·25 aprile 2025
Manchmal stelle ich mir vor, wie ein Trainer oder ein Manager ein Fußballspiel im Fernsehen sieht. Logisch, wenn ein Bundesliga-Übungsleiter Premier League sieht, dann, um sich „up to date“ zu halten. Ein Manager mutmaßlich, um Spieler zu sichten. Vielleicht denkt er sich: Was redet der Kommentator da? Oder er hört mir gar nicht erst zu.
Neulich habe ich mich bei einem ganz speziellen Gedanken ertappt: Wie sieht wohl Hasan Salihamidzic eines meiner Spiele? Das wirkt jetzt etwas zufällig. Aber als ich Nottingham Forest gegen Manchester City kommentierte, fragte ich mich, ob Brazzo zu Hause, irgendwo in München, vor dem Fernseher sitzt und sich denkt: „Wusste ich es doch!“
In der 83. Minute erzielte ein gewisser Callum Hudson-Odoi das einzige Tor des Tages und brachte dem Überraschungsteam der Saison, Nottingham Forest, erneut drei Punkte.
Lange ist es her: Covid19 war heißer als der Sommer, Bayern München firmierte damals, im Frühherbst 2020, als Triple-Sieger. Der Sportvorstand der Bayern, Hasan Salihamidzic, holte am Oktober-Deadline-Day überraschend Douglas Costa zurück. Dabei wussten seit Monaten alle, dass der Wunschspieler ein 19-Jähriger des FC Chelsea war. Finanzielles und Politisches ließen den Deal scheitern.
Hudson-Odoi verlängerte bei Chelsea, spielte zunächst sowohl unter Frank Lampard als auch unter dessen Nachfolger Thomas Tuchel – wenn auch oftmals als Schienenspieler. Die Entwicklungen von Verein und Spieler aber verliefen gegenläufig. Chelsea entwickelte sich zu einem Team, das später die Champions League gewinnen sollte – der Spieler und vor allem sein Camp entwickelten sich zu einem mit komplizierter Reputation. Hinzu kam eine Verletzung, die CHO nur noch spärlich trainieren lies. „Rabid Holes“ vermuteten Zusammenhänge.
Selbst in England wurde es ruhig um den U17-Weltmeister von 2017 und so wechselte er eine vergessene Leihe zu Bayer Leverkusen später zu Nottingham Forest. Aber wer tat das nicht, 2023? Für übrigens 3,5 Millionen anstatt der knapp 70 verlangten aus 2019/20.
Zunächst schien er auch in Nottinghamshire kein Aufsehen zu erregen – bis zum Trainerwechsel hin zu Nuno Espirito Santo war er Kaderspieler. Danach zumindest Stammspieler. Richtig los ging es CHO ab Mai 24. Hudson-Odoi ist in dieser Saison unter den Top-4-Dribblern der Premier League und macht aus den wenigen Angriffen Nottinghams etwas. Die Essenz der Reds: Effizienz. Etwas, das auch beim gebürtigen Croydoner Zeit seiner Karriere sichtbar war. Er macht das Maximum aus Minimalem. Inzwischen ist er mit sieben Distanzschusstoren in seiner Nottingham-Zeit einer der gefährlichsten Distanzschützen der Liga. Das konterzentrierte Spiel der „Tricky Trees“ passt ausgezeichnet zu den Fähigkeiten des schnellen Außenstürmers. Als Leistungsträger ist er auf Champions-League-Kurs mit einem Abstiegskandidaten.
An jenem Tag, in einem wichtigen Spiel gegen das schwächelnde Manchester City, zeigte CHO einen Schlüsselangriff des Überraschungsteams. Langer Diagonalball Gibbs-White – Doppelnamen scheinen „in“ zu sein. Husdon-Odoi zieht aus maximaler Breite nach innen und schließt ab. Wissen Sie, was ich nach diesem Tor gesagt habe? Hudson-Odoi sei für mich der im Moment beste Linksaußen der Premier League.
Wissen Sie, was ich mich gefragt habe? Ob Hasan Salihamidzic im Wohnzimmer saß und dachte: „Schauts her – wusste ich es doch!“ Also, wenn er mir überhaupt zugehört hat….