Schiedsrichterin Annika Kost übers Pokalfinale: "Das wird sicher ein Gänsehautmoment" | OneFootball

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·28 aprile 2025

Schiedsrichterin Annika Kost übers Pokalfinale: "Das wird sicher ein Gänsehautmoment"

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Ein Feiertag am Feiertag: Annika Kost leitet an diesem Donnerstag, dem 1. Mai (ab 16 Uhr, live bei Sky und in der ARD), das DFB-Pokalfinale der Frauen zwischen dem FC Bayern München und dem SV Werder Bremen. Im DFB.de-Interview spricht die 33 Jahre alte DFB-Schiedsrichterin über einen Traum, der in Erfüllung geht.

DFB.de: Annika Kost, wird ein Traum wahr, wenn Sie das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln leiten dürfen?


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Annika Kost: Absolut, da geht auf jeden Fall ein Traum in Erfüllung. Für mich ist das Pokalfinale der absolute Höhepunkt meiner bisherigen Karriere. Ich freue mich riesig auf diesen Tag und dieses Spiel und werde alles in vollen Zügen genießen. Wenn wir dann im Tunnel stehen und ins Stadion laufen, wird das sicher ein Gänsehautmoment. Genauso wie die beiden Mannschaften wollen auch wir unsere beste Leistung abrufen. Im besten Fall spricht man hinterher gar nicht über uns. Dann haben wir alles richtig gemacht.

DFB.de: Sie haben 2007 die Lizenz als Schiedsrichterin gemacht und waren dann zunächst lange nur als Assistentin im Einsatz. Erst seit der Saison 2022/2023 sind Sie fest in der Google Pixel Frauen-Bundesliga eingeplant. Ein ungewöhnlicher Karriereweg…

Kost: Ich bin 2013 als Schiedsrichterin in die 2. Frauen Bundesliga aufgestiegen und habe bis 2022 zusätzlich als Schiedsrichter-Assistentin in der Frauen-Bundesliga agiert. Es kam 2022 der Moment, dass ich mich dazu entschieden habe, meinen Fokus ausschließlich auf die Schiedsrichterei zu legen. In diesem Zuge habe ich den Schritt in die Bundesliga geschafft.

DFB.de: Ihre erste Partie dort war Carl Zeiss Jena gegen SC Freiburg. Wie schauen Sie auf diesen Tag zurück?

Kost: Ich war vorher natürlich aufgeregt. Aber rückblickend muss ich sagen, dass alles gut gelaufen ist. Das lag auch daran, dass das ein dankbares Duell für mich als Schiedsrichterin war. Freiburg hat 5:1 gewonnen, über mich als Schiedsrichterin und meine Assistentinnen hat hinterher niemand gesprochen. Das ist immer das größte Lob, das man als Unparteiische bekommen kann.

DFB.de: Beim DFB-Pokalfinale waren Sie 2020 bereits als Assistentin im Einsatz, als der VfL Wolfsburg gegen die SGS Essen gewann. Wie schauen Sie darauf zurück?

Kost: Es war total besonders, weil wegen Corona keine Zuschauerinnen und Zuschauer da waren. Aber wir wussten, dass alle vor den Fernsehern sitzen, weil sowieso nichts anderes möglich war. Ich weiß noch, dass wir alle morgens vor dem Spiel einen Corona-Test machen mussten, und auch das Abstandhalten war damals noch extrem wichtig. Es war eine sehr spezielle Zeit.

DFB.de: Und wie lief es sportlich?

Kost: Ich war als Assistentin direkt gefordert. Es war noch nicht mal eine Minute gespielt, da gingen die Essenerinnen bereits in Führung, und ich musste entscheiden, ob eine Abseitsstellung vorlag. Aus meiner Sicht war das nicht der Fall - und das haben die Fernsehbilder zum Glück auch bestätigt. Bei einem anderen Tor im weiteren Verlauf der Begegnung war es auch noch mal eine enge Entscheidung, bei der ich allerdings auch richtig lag.

DFB.de: Nun trifft der FC Bayern auf den SV Werder. Wie bereiten Sie sich auf das Aufeinandertreffen vor?

Kost: Ich werde mir im Vorfeld noch mal Spiele beider Mannschaft anschauen. Mir ist es wichtig zu analysieren, wie sie in welchen Situation spielen und wie ich mich dann als Schiedsrichterin verhalten und positionieren muss. Ich werde mich auf jeden Fall sehr gewissenhaft auf das Finale vorbereiten, um für alle Szenarien gewappnet zu sein. Trotzdem weiß man vorher nie, was wirklich passieren wird. Das macht die Schiedsrichterei ja auch so besonders.

DFB.de: Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter schwärmen immer davon, dass diese Tätigkeit auch eine Schule fürs Leben ist. Sehen Sie das auch so?

Kost: Definitiv. Mir hat die Schiedsrichterei alles gegeben. Wer mich schon länger kennt, wird das bestätigen können. Früher war ich die schüchterne Annika, die sich kaum geäußert hat. Durch meine Tätigkeit als Schiedsrichterin bin ich viel selbstbewusster geworden. Ich pfeife ja auch in der Regionalliga der Männer, da muss man schon entsprechend auftreten und sich durchsetzen können. Man muss mit 22 verschiedenen Charakteren umgehen können, kommunikativ sein, innerhalb weniger Augenblicke Entscheidungen treffen und diese auch vertreten. Und man muss - ganz wichtig - auch lernen, mit Fehlern umgehen zu können. All das bringt mich auch als Persönlichkeit abseits des Platzes weiter.

DFB.de: Wie gehen Sie mit Fehlern um? Liegen Sie dann auch nachts wach und denken über die Situation nach?

Kost: Ja, das kommt vor. Wenn ich weiß, dass ich eine Fehlentscheidung getroffen habe, dann trifft mich das schon. Das kann ich nicht sofort abhaken. Ich brauche dann immer etwas, um das einordnen zu können. Ich bin schon jemand, der sich viele Gedanken macht. Wichtig ist mir, dass ich die Situation wirken lasse und mir selbst klar mache, warum ich so entschieden habe. Mir hilft immer die Gewissheit, dass ich natürlich keine Entscheidung bewusst falsch treffe, sondern immer nach bestem Wissen und Gewissen in dem jeweiligen Augenblick.

DFB.de: Wie gehen Sie mit unangemessenen Sprüchen Ihnen als Frau gegenüber um?

Kost: Die gibt es leider häufiger. Ich muss mir immer wieder mal anhören, dass ich doch eigentlich hinter den Herd, aber nicht auf den Fußballplatz gehöre. Als ich noch jünger war, hat mich das schon belastet - ich habe mir viele Gedanken gemacht. Ich habe mich dann gefragt, mit welcher Motivation Menschen so etwas äußern. Heute kann ich damit gut umgehen. Dieser Spruch zum Beispiel geht bei mir ins linke Ohr rein und aus dem rechten direkt wieder raus.

DFB.de: Sie haben früher selbst auch Fußball gespielt. Schauen Sie heute die Spiele mit einem anderem Blickwinkel?

Kost: Ich schaue ein Fußballspiel mittlerweile nur noch aus Sicht der Schiedsrichterin oder des Schiedsrichters. Wenn sich meine Freunde über ein cooles Tor freuen, schaue ich vorher immer ganz genau, wie die Schiedsrichter und Assistenten sich verhalten und entscheiden. Unabhängig davon kommt es mir zugute, dass ich selbst mal Fußball gespielt habe. Ich glaube, das hilft einfach, um bestimmte Situation beurteilen und ein Spiel besser lesen zu können.

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