Rund um die Mitgliederversammlung: Im Gespräch mit Präsidentschaftskandidat Jochen Haas | OneFootball

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Rund um den Brustring

·18. März 2025

Rund um die Mitgliederversammlung: Im Gespräch mit Präsidentschaftskandidat Jochen Haas

Artikelbild:Rund um die Mitgliederversammlung: Im Gespräch mit Präsidentschaftskandidat Jochen Haas

Der Ver­eins­fuß­ball pau­siert und der VfB nutzt die­se Pau­se für sei­ne Mit­glie­der­ver­samm­lung. Am Sams­tag wäh­len die Mit­glie­der einen Prä­si­den­ten und ein Prä­si­di­um. Wir haben mit Prä­si­dent­schafts­kan­di­dat Jochen Haas über sei­ne Kan­di­da­tur und sei­ne Zie­le gespro­chen.

Rund um den Brust­ring: Wie ist der Ent­schluss ent­stan­den, für das Amt des VfB-Prä­si­den­ten zu kan­di­die­ren?


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Jochen Haas: Ich war grund­sätz­lich immer am The­ma Sport­ma­nage­ment inter­es­siert und mich vor allem die letz­ten Jah­re gereizt. Noch ein gutes Stück vor dem Ende mei­ner beruf­li­chen Lauf­bahn im Febru­ar 2024 waren Über­le­gun­gen da, wie ich mei­ne beruf­li­chen Erfah­run­gen mit mei­ner Lei­den­schaft ver­bin­den kann. Lei­der war zu die­sem Zeit­punkt bei mei­nem Her­zens­ver­ein VfB Stutt­gart kei­ne für mich in Fra­ge kom­men­de Stel­len frei. Ich woll­te aber auch zu kei­nem ande­ren Fuß­ball­club gehen, denn man muss die­sen Job mit Herz und See­le aus­fül­len – das geht für mich nur beim VfB. Im Ver­lauf der dar­auf­fol­gen­den Mona­te schien sich ein Fens­ter zu öff­nen, lei­der dann eben ver­bun­den mit der Abwahl des Prä­si­di­ums, was sicher­lich kei­ne schö­ne Situa­ti­on für alle war. Ab dem Zeit­punkt wur­den mei­ne Über­le­gun­gen kon­kre­ter und ich begann mir damals Gedan­ken zu machen, wie eine Stra­te­gie aus­se­hen könn­te, um dem VfB zu hel­fen. Som­mer 2024 war dann der Start­schuss für mein Team und mich, das Gan­ze mün­de­te dann in mei­ner Bewer­bung für das Amt des Prä­si­den­ten im Novem­ber 2024. Ein­mal ent­schie­den kam mir auch nie­mals der Gedan­ke noch­mal über mei­ne Kan­di­da­tur nach­zu­den­ken – ich woll­te und will dies von gan­zem Her­zen.

Was wol­len Sie anders und/oder bes­ser machen als der letz­te gewähl­te Prä­si­dent, Claus Vogt?

Ich tue mich immer sehr schwer zu sagen, was macht man bes­ser als der oder die­je­ni­ge Per­son. Vor allem wenn man kein Insi­der ist und Umstän­de bzw. Hin­ter­grün­de nicht kennt, ent­ste­hen schnell Fehl­ein­schät­zun­gen und fal­sche Urtei­le über eine Per­son und ihre Arbeit. Das ist über­haupt nicht mei­ne Art. Zu eini­gen Punk­ten habe ich mei­ne eige­nen Ideen und Vor­stel­lun­gen – ich wür­de hier ger­ne die 3 oder 4 wich­tigs­ten Punk­te anfüh­ren:

1. Ich habe die Mög­lich­keit, mich im Grund­satz jeden Tag um die Belan­ge des Ver­eins und damit auch um die Mit­glie­der zu küm­mern. Dies ist aus mei­ner Sicht bei der Anzahl der Mit­glie­der wie auch der Dyna­mik der Ver­eins­bei­trit­te abso­lut not­wen­dig. Die Auf­ga­ben­fül­le inner­halb des Ver­eins ist rie­sen­groß gewor­den und das täg­li­che Geschäft unter dem aktu­el­len Set­up fast nicht mehr zu bewäl­ti­gen. Da ist es gut wenn eine wei­te­re hel­fen­de Hand dazu­kommt, vor allem dann eben in die­ser expo­nier­ten Posi­ti­on. Neben dem Tages­ge­schäft war­ten ja noch viel mehr Auf­ga­ben wie die Abtei­lun­gen, das NLZ, die Jugend­mann­schaf­ten, Manage­ment der Mit­ar­bei­ter, Infra­struk­tur­pro­jek­te wie ein neu­es Sta­di­on, Auf­sichts­rats­sit­zun­gen und die Über­nah­me von Reprä­sen­ta­ti­ons­auf­ga­ben auf einen. Und auch die­se Auf­zäh­lung ist sicher bei wei­tem nicht voll­stän­dig. Sie sehen – es gibt sehr viel zu tun und die Mit­glie­der dür­fen auch erwar­ten, dass sich die Gre­mi­en inklu­si­ve dem Prä­si­den­ten zeit­nah und ver­bind­lich um die Sor­gen der Mit­glie­der küm­mern.

2. Das The­ma rund um unse­re Abtei­lun­gen ist ein sehr wich­ti­ger Punkt für mich. Einer­seits haben wir zu wenig Sport­stät­ten oder ‑hal­len, ande­rer­seits ist ihre Wei­ter­ent­wick­lung über die letz­ten Jah­re ins Sto­cken gera­den. Hier spielt das The­ma Wert­schät­zung, Inter­es­se und Ver­bind­lich­keit eine gro­ße Rol­le. Auch hier will ich mich dafür ein­set­zen, unse­ren akti­ven Sport­lern die ent­spre­chen­den Umstän­de ermög­li­chen, dass sie einer­seits ihre Sport mit noch grö­ße­rer Freu­de aus­üben und ihre Leis­tung zu 100% für den VfB abru­fen kön­nen. Ande­rer­seits will ich sie direkt in die Wei­ter­ent­wick­lung mit­ein­bin­den und ihnen nicht das Gefühl geben sie sind nur dabei – son­dern dass sie eben im Mit­tel­punkt ste­hen. Auch hier wer­de ich mich per­sön­lich und an vor­ders­ter Front für sie ein­set­zen und wenn gewünscht, bei jedem wich­ti­gen Gespräch dabei sein. Zudem soll­ten wir uns nicht ver­schlie­ßen, wei­te­re Sport­ar­ten ins Pro­gramm auf­zu­neh­men oder zumin­dest mal antes­ten, ob eine Nach­fra­ge inner­halb des Ver­eins besteht. So schaf­fen wir es mehr akti­ve Sport­ler und vor allem auch jun­ge Sport­ler für uns zu gewin­nen. Sie stär­ken unse­re Basis und ver­tre­ten unse­ren Ver­ein im VfB Tri­kot mit Lei­den­schaft nach außen. Der VfB steht für akti­ven Sport. Win-Win für uns alle.

3. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Punkt ist die Mit­be­stim­mung inner­halb des Ver­eins. Sehr oft habe ich fest­ge­stellt, dass der Ver­ein die Mit­glie­der vor voll­ende­te Tat­sa­chen stellt und man kei­ne Chan­ce hat, sich irgend­wie ein­zu­brin­gen oder aktiv mit­zu­be­stim­men. Die­sen nega­ti­ven Ein­druck der Mit­glie­der wür­de ich ger­ne ins Posi­ti­ve dre­hen. Ich will den Mit­glie­dern die Mög­lich­keit geben, mit­zu­dis­ku­tie­ren wel­chen Pro­gram­me und Aktio­nen wir anpa­cken, um uns für die Zukunft fit zu machen. Ich wün­sche mir auch eine leben­di­ge­re, durch­aus auch posi­tiv kri­ti­sche­re Mit­glie­der­ver­samm­lung. Mit­glie­der die sich ein­brin­gen, anpa­cken und was bewe­gen wol­len. Kom­bi­niert mit einem hoch­mo­ti­vier­ten, gut auf­ge­stell­tem Prä­si­di­um bzw. Gre­mi­en ist das der Schlüs­sel, um zu der alten Stär­ke des e.V. zurück­zu­keh­ren. Mit die­ser brei­ten Unter­stüt­zung kön­nen wir dann die Inter­es­sen der Mit­glie­der auch wür­dig ver­tre­ten und durch­set­zen – die Mit­be­stim­mung steigt.

Wo sehen Sie die wich­tigs­ten Hand­lungs­fel­der im VfB e.V. in den nächs­ten Jah­ren?

Mei­ne wich­tigs­ten Hand­lungs­fel­der sind hier finan­zi­el­le Sta­bi­li­tät, Stei­ge­rung der Mit­be­stim­mung durch akti­ve Zusam­men­ar­beit, die Wei­ter­ent­wick­lung des tol­len Weges unse­res NLZ, Stei­ge­rung der Wert­schät­zung der Mit­glie­der und der Abtei­lun­gen. Und da bezie­he ich die Ehren­gar­de und die Schieds­rich­ter expli­zit mit ein — nicht dass da ein fal­scher Ein­druck ent­steht. Mit­ein­bin­dung von Mit­glie­der­grup­pen, die sich aktiv in Think Tanks neu­en Ideen ein­brin­gen (wie eben gera­de bei­spiels­wei­se einem VfB Muse­um) und auch, gemein­sam mit den Gre­mi­en, umset­zen. Ich wün­sche mir eine ver­bes­ser­te inter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on in den Gre­mi­en und gegen­über den Mit­glie­der oder die Ein­füh­rung von neu­en Sport­ar­ten bzw. Abtei­lun­gen beim VfB. Auch die Knapp­heit an Sport­stät­ten oder Hal­len ist ein wich­ti­ges The­ma, genau­so wie die Über­le­gung zusätz­lich ein klei­ne­res Sta­di­on zu bau­en. Sie sehen, es ist eine unglaub­lich gro­ße Zahl an Zie­len, aber die­se Zeit neh­me ich mir ger­ne, um eine Groß­teil in der Zukunft mit Elan und Lei­den­schaft umzu­set­zen. Ich will mit allen zusam­men mehr Mit­ein­an­der, mehr Ver­trau­en, mehr Ver­ständ­nis und damit mehr „Schwa­ben Spi­rit“ erzeu­gen.

Und was sind Ihre Zie­le für die Prä­si­dent­schaft?

Ich bin bei den vor­an­ge­gan­ge­nen Fra­gen eigent­lich sehr detail­liert auf mei­ne Zie­le ein­ge­gan­gen. Das für mich über allem ste­hen­de Ziel ist aber eine kon­struk­ti­ve Zusam­men­ar­beit aller Betei­lig­ten beim VfB, um den Ver­ein mit Ruhe, Kon­ti­nui­tät und Sta­bi­li­tät in die Zukunft zu füh­ren. Da müs­sen wir hin.

Hal­ten Sie die Ein­rich­tung eines fes­ten Ver­eins­mu­se­ums für sinn­voll und umsetz­bar?

In vie­len mei­ner Gesprä­che mit den Fan­clubs wur­de die­ser Wunsch geäu­ßert. Der VfB hat fuß­ball­tech­nisch eine sehr lan­ge Tra­di­ti­on, vie­le und gro­ße sport­li­che Erfol­ge, sen­sa­tio­nel­le Fans mit einer außer­ge­wöhn­li­chen Unter­stüt­zung für den Ver­ein und fan­tas­ti­schen Cho­reo­gra­phien weit über die Kur­ve hin­aus. Und das darf man ger­ne mit brei­ter Brust nach außen in einem Muse­um zei­gen. Genau­so soll­ten wir unse­re tol­len Abtei­lun­gen mit­ein­bin­den — auch hier haben wir abso­lu­te Spit­zen­sport­ler — natio­nal wie inter­na­tio­nal. Zudem könn­ten wir den Besu­chern unser akti­ves Sport­an­ge­bot näher brin­gen, erklä­ren und viel­leicht dadurch auch ihr Inter­es­se wecken. Das Ver­eins­mu­se­um muss all­um­fas­send und ein Platz des Wohl­füh­lens sein. Lei­der gibt es auch hier zwei Restrik­tio­nen, die auf­ge­löst wer­den müs­sen. Platz­an­ge­bot — ich glau­be nicht, dass unse­re MHP Are­na das her­gibt und die Finan­zie­rung. Aber das ist nur der momen­ta­ne Sta­tus Quo. Ich wür­de auch hier ver­su­chen alles dafür tun, um den Mit­glie­dern und Besu­chern einen Ort zu geben, wo man his­to­ri­sche Erfol­ge noch­mal auf­le­ben las­sen kann, wo man sich unter­ein­an­der aus­tauscht, wo man sich über die Ent­ste­hung und Ent­wick­lung des VfB infor­miert, wo die Tra­di­ti­on nicht nur spür­bar son­dern auch erleb­bar ist, um die­se Tra­di­ti­on bei einem Besuch auch an wei­te­re Gene­ra­tio­nen wei­ter­zu­ge­ben.

Der VfB hat über 120.000 Mit­glie­der. Wie wol­len Sie die­se in das Ver­eins­le­ben ein­bin­den?

Das Ziel sind nicht 120.000 Mit­glie­der son­dern so vie­le ein­zu­bin­den wie wir kön­nen und vor allem, wenn mög­lich, so viel wie auch tat­säch­lich wol­len. Zudem stellt sich die Fra­ge wie man Ver­eins­le­ben defi­niert. Für mich ist die Grund­de­fi­ni­ti­on des Ver­eins­le­bens, eine akti­ve Teil­nah­me am Sport­ge­sche­hen inner­halb einer Abtei­lung. Nur dann ent­steht die­se spe­zi­el­le Ver­bun­den­heit, der Team­geist, die Begeis­te­rung und der Zusam­men­halt auf, der für ein gesun­des Ver­eins­le­ben not­wen­dig ist. Nur ein klei­ner Bruch­teil, ich schät­ze maxi­mal 1.500 Mit­glie­der sind in unse­ren Abtei­lun­gen aktiv – begin­nend von top Leis­tun­gen auf Bezirks­ebe­ne, Ver­bands- und Ober­li­gen, auf deut­scher Ebe­ne bis hin zu Sport­lern auf euro­päi­schem oder gar Welt­klas­se­n­i­veau. Hier geht’s weni­ger um die Ein­bin­dung ins Ver­eins­le­ben son­dern um die Auf­merk­sam­keit und Wert­schät­zung die ihnen ent­ge­gen­ge­bracht wird.

Wir haben natür­lich sehr vie­le Mit­glie­der auch auf­grund der Tat­sa­che, dass wir beim VfB schon seit län­ge­rem sehr attrak­ti­ven Fuß­ball spie­len und nur über eine Mit­glied­schaft die Chan­ce besteht, an Ein­tritts­kar­ten zu kom­men. Die dann viel­leicht auch nicht aktiv Sport beim VfB trei­ben wol­len oder kön­nen. Für die­se tol­le aber auch gro­ße Anzahl von Mit­glie­dern sind Events, die man per­sön­lich besu­chen kann, natür­lich sehr schwie­rig auf die Bei­ne zu stel­len. Es blei­ben da als Mög­lich­keit nur rund um die Spie­le des VfB oder eben auch mal ein gro­ßes Som­mer­fest für alle Mit­glie­der, war­um nicht auch mal mit­ten im Sta­di­on.

Ansons­ten gibt es viel­zäh­li­ge Mög­lich­kei­ten, damit die Mit­glie­der mehr am Ver­eins­le­ben teil­neh­men oder zu par­ti­zi­pie­ren kön­nen. Ich will hier nur ein paar Ideen nen­nen, die ich dazu im Kopf habe:

✓ Online-Foren oder regel­mä­ßi­ge Dis­kus­si­ons­run­den über aktu­el­le The­men des Ver­eins könn­ten den Aus­tausch zwi­schen den Mit­glie­dern för­dern und sie in Ent­schei­dungs­pro­zes­se ein­bin­den.

✓ Gami­fi­ca­ti­on: Ein Sys­tem, bei dem Mit­glie­der durch bestimm­te Akti­vi­tä­ten (z.B. Teil­nah­me an Ver­an­stal­tun­gen, Enga­ge­ment in sozia­len Medi­en, Teil­nah­me an Abstim­mun­gen) Punk­te sam­meln kön­nen, die gegen Prä­mi­en ein­ge­löst wer­den kön­nen.

✓ Jugend- und Bil­dungs­pro­jek­te: Pro­jek­te, die Mit­glie­der in Bil­dung und Jugend­ar­beit ein­bin­den, könn­ten beson­ders für jün­ge­re Mit­glie­der inter­es­sant sein. Der Ver­ein könn­te z.B. eine Schu­lungs­rei­he für jun­ge Mit­glie­der zu The­men wie Sport­ma­nage­ment, Ehren­amt oder sozia­le Ver­ant­wor­tung anbie­ten.

✓ Digi­ta­le Mit­glie­der-Events und Web­i­na­re: Die Mit­glie­der könn­ten durch Web­i­na­re, Pod­casts oder digi­ta­le Meet-Ups mit Ver­ein­si­ko­nen, ehe­ma­li­gen Spie­lern oder der Ver­eins­füh­rung in Kon­takt kom­men. Und für mich der aller­wich­tigs­te Punkt:

✓ Crowd­sour­cing von Ideen: Der VfB könn­te ein Sys­tem ein­füh­ren, bei dem Mit­glie­der ihre Ideen für Ver­eins­pro­jek­te ein­rei­chen kön­nen, und die bes­ten Vor­schlä­ge dann in klei­nen Grup­pen gemein­sam mit ein­zel­nen Per­so­nen aus Ver­eins­bei­rat und Prä­si­di­um rea­li­siert wer­den. Gemein­sam den VfB wei­ter nach vor­ne brin­gen

Und es gibt noch viel mehr Ideen, die man, immer unter der Bedin­gung Sinn­haf­tig­keit und der begrenzt zur Ver­fü­gung bestehen­den Res­sour­cen ver­sucht umzu­set­zen.

Wie ste­hen Sie zur Mög­lich­keit einer hybri­den Mit­glie­der­ver­samm­lung?

1. Es sind im Schnitt zwi­schen 1600 und 2500 Mit­glie­der bei der Mit­glie­der­ver­samm­lung anwe­send. In ande­ren Ver­ei­nen sind es sogar noch weni­ger. Mein Ziel ist es die MGV wie­der deut­lich attrak­ti­ver zu machen, d.h. kür­ze­re Dau­er und auch güns­ti­ge­res Cate­ring für die Mit­glie­der. Die Leu­te müs­sen wie­der ger­ne kom­men, sich auf den Event freu­en und sich dann dort auch wohl­füh­len.

2. Eine hybri­de MGV bringt mei­nes Erach­tens nicht sehr viel mehr Mit­glie­der dazu, sich aktiv zu betei­li­gen. Der Auf­wand dazu ist a) rela­tiv groß, da man „fäl­schungs­si­che­re“ Vor­keh­run­gen tref­fen muss, um ent­spre­chend abstim­men zu kön­nen, ohne dass dabei Mani­pu­la­tio­nen mög­lich sind b) muss dies dann ja für alle knapp 130.000 Mit­glie­der mög­lich sein. Ich den­ke der Auf­wand sprich Kos­ten im Grund­satz, Kos­ten für die Ein­rich­tung der Abstim­mungs­mög­lich­keit plus die sich dar­aus erge­ben­de Unsi­cher­heit bzgl. Mani­pu­la­ti­on von Daten oder Abstim­mun­gen sind sehr hoch. Mir wür­de dann auch die per­sön­li­che Inter­ak­ti­on feh­len, zudem könn­te ein Aus­tausch vor Ort durch die­se Form der MGV beein­träch­tigt wer­den. Auch eine sta­bi­le Inter­net­ver­bin­dung und geeig­ne­te End­ge­rä­te wären Vor­aus­set­zung für eine ver­nünf­ti­ge Teil­nah­me.

Ich den­ke für ein Mit­glied des VfB, der am Ende mit­be­stim­men will, wer in den Gre­mi­en sitzt und wel­che Aus­rich­tung der VfB in der Zukunft hat, soll­te es mög­lich sein, die­se zukünf­ti­gen, hof­fent­lich nur 3–4 Stun­den dau­ern­de MGV wahr­zu­neh­men. Es ist für unse­ren VfB. Stutt­gart ist eine so tol­le Stadt, da lässt sich eini­ges um die MGV her­um pla­nen, so dass es auch ein tol­ler Fami­li­en­tag wer­den kann. Zudem ist ein Sta­di­on­be­such beim VfB für vie­le nicht weni­ger auf­wän­dig und da geht man auch mit Freu­de hin. Es besteht ja auch die Mög­lich­keit, einen ent­spre­chen­den Antrag bei der MGV ein­zu­rei­chen, um dann über die zukünf­ti­ge Art der Sit­zung abzu­stim­men – das ist ja die­ses Mal auch schon der Fall.

Wel­ches Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al sehen Sie noch bei der Sat­zung des e.V.?

Ich bin der Mei­nung, dass die Sat­zung den ent­spre­chend der sich ändern­den Anfor­de­run­gen und Umstän­de kon­ti­nu­ier­lich über­prüft und ange­passt wer­den muss. Dies ist ja auch momen­tan der Fall. Mit aktu­el­lem Bezug wür­de ich mir kon­kret noch­mal das Wahl­ver­fah­ren des Prä­si­den­ten anschau­en wol­len, ich fin­de die drei Stimm­mög­lich­kei­ten pro Kan­di­dat bei drei Kan­di­da­ten für die Wahl etwas zu kom­plex und wür­de ger­ne die­ses Ver­fah­ren mit dem des Prä­si­di­ums ver­ein­heit­li­chen. Zudem könn­te man auch für die Zukunft über einen Team­an­satz für das Prä­si­di­um inklu­si­ve des Prä­si­den­ten nach­den­ken. Für mich ein wenig effi­zi­en­ter und es stellt den Team­ge­dan­ken mehr in den Vor­der­grund. Die­sen „Ver­such“ gibt es schon bei ande­ren Ver­ei­nen.

Wie ist Ihre Hal­tung zum Auf­sichts­rats­vor­sitz der VfB AG: Soll­te die­ser nur vom Prä­si­den­ten des e.V. gestellt wer­den oder kann es auch ein Prä­si­di­ums-Mit­glied sein? Oder muss es über­haupt ein/e Vertreter/in des Ver­eins sein?

Ich bin der Über­zeu­gung, dass der Prä­si­dent auch immer Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der sein muss. Des­halb ist es auch vor einer Wahl wich­tig, sich die Pro­fi­le und Stär­ken der Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­ten genau anzu­se­hen. Grund­sätz­lich bin ich aber der Mei­nung, dass am Ende jeder Ver­tre­ter des Ver­eins die Lei­den­schaft und Kom­pe­tenz mit­brin­gen soll­te, um mit allen AR Mit­glie­dern auf Augen­hö­he zu dis­ku­tie­ren bzw. die Inter­es­sen des Ver­eins und der Mit­glie­der wür­dig ver­tritt. Und ja, unum­stöß­lich, der AR Vor­sit­zen­de muss immer ein Ver­tre­ter eines Ver­eins sein — das ist aber durch mei­ne ein­gangs getä­tig­te Aus­sa­ge damit auch garan­tiert.

Aktu­ell ist der Auf­sichts­rat der VfB AG mit 10 Per­so­nen besetzt, wovon fünf den VfB e.V. ver­tre­ten (Diet­mar All­gai­er, Andre­as Grupp, Bea­te Beck-Dehar­de, Tan­ja Gön­ner und Alex­an­der Klä­ger) je zwei den Inves­tor Mer­ce­des (Peter Schy­mon und Franz Rei­ner), je zwei den Inves­tor Por­sche (Lutz Mesch­ke und Albrecht Rei­mold) sowie mit Tobi­as Rös­chl ein Ver­tre­ter des Inves­tors JAKO. Ein wei­te­rer Platz ist noch frei. Wie ist Ihre Hal­tung zur Sitz-Ver­tei­lung im Auf­sichts­rat? Soll­te die­ser dem Ver­hält­nis der Antei­le an der VfB AG ent­spre­chen (78,2 Pro­zent VfB e.V., 10,4 Pro­zent Por­sche, 10,4 Pro­zent Mer­ce­des, 1 Pro­zent JAKO) oder reicht eine ein­fa­che Mehr­heit des e.V.?

Aus mei­ner Sicht soll­te grund­sätz­lich das kom­plet­te neue Prä­si­di­um im Auf­sicht­rat sit­zen, denn sie wur­den von den Mit­glie­dern gewählt und genie­ßen außer­or­dent­li­ches Ver­trau­en, gleich­zei­tig ver­bun­den mit einer Erwei­te­rung des AR auf 12 Sit­ze. Damit wäre laut der Fra­ge­stel­lung noch ein zusätz­li­cher Platz im Auf­sichts­rat frei, für aus mei­ner Sicht einen Exper­ten für den Pro­fi­fuß­ball aus den Rei­hen des VfB. Die­sen Sitz kön­nen wir für uns nut­zen um a) die Mehr­heits­ver­hält­nis­se bes­ser wider­zu­spie­geln und b) um mehr pro­fes­sio­nel­le Exper­ti­se bezüg­lich Pro­fi­fuß­ball ein­zu­brin­gen. Auch hier gilt für mich, die ent­spre­chen­de Per­son muss dann die­sen Job mit Lei­den­schaft für den VfB aus­fül­len und abso­lu­ter Team­play­er sein. Hoch­ka­rä­ter aus der Wirt­schaft haben wir — an die­sem Know How man­gelt es wahr­lich nicht und das ist eben­falls eine unse­rer Stär­ken.

Dar­an anschlie­ßend: Soll­te der Auf­sichts­rat in sei­ner jet­zi­gen Grö­ße bei­be­hal­ten, ver­grö­ßert oder ver­klei­nert wer­den?

Am Ende geht’s inner­halb des AR um die Prak­ti­ka­bi­li­tät, die Ergeb­nis­ori­en­tie­rung, den Zeit­auf­wand der Vor­be­rei­tung, die Anzahl der zu füh­ren­den Ein­zel­ge­sprä­che und vor allem der Inter­es­sen­ver­tre­tung unse­res Ver­eins. So lan­ge all dies zu einem posi­ti­ven Ergeb­nis führt, muss man über eine Ver­klei­ne­rung mei­nes Erach­tens nicht nach­den­ken. Aber wie in der Fra­ge davor aus­ge­führt, bin ich defi­ni­tiv für einen Auf­sichts­rat mit 7, wenn nicht viel­leicht sogar mit eher 8 Ver­tre­tern des Ver­eins, um die Mehr­heits­ver­hält­nis­se ent­spre­chend abzu­bil­den.

Soll­te der Prä­si­di­al­aus­schuss die Mehr­heits­ver­hält­nis­se eben­so wider­spie­geln oder sind Sie mit der der­zei­ti­gen Beset­zung (zwei e.V.-Vertreter, je ein Inves­to­ren-Ver­tre­ter, Mehr­heit des e.V. ist durch dop­pel­tes Stimm­recht des Prä­si­den­ten gewahrt) zufrie­den?

In mei­nen Augen ist bei Beset­zung des Prä­si­di­al­aus­schus­ses der e.V. trotz eines dop­pel­ten Stimm­rech­tes des Prä­si­den­ten nicht ange­mes­sen stark ver­tre­ten. Und folg­lich ja, die Mehr­heits­ver­hält­nis­se wer­den der­zeit nicht kor­rekt wider­ge­spie­gelt.

Sehen Sie die Not­wen­dig­keit, den Auf­sichts­rat vor Ablauf der Amts­zeit 2027 neu zu beset­zen, was die Ver­tre­tung des VfB e.V. angeht?

Ich den­ke hier ist es wich­tig zu hin­ter­fra­gen, aus wel­chen Grün­den die der­zei­ti­gen VfB Mit­glie­der in den AR beru­fen wor­den sind. Die­se Ent­sen­dun­gen wur­den mei­nes Erach­tens lei­der nicht genug trans­pa­rent sei­tens des Ver­eins kom­mu­ni­ziert.

Ich will nicht alles in Fra­ge stel­len und umkrem­peln, wo nicht not­wen­dig. Ich wür­de mich dazu mit allen AR- Mit­glie­dern des e.V. ein­zeln zusam­men­set­zen um sie a) bes­ser ken­nen­zu­ler­nen und b) auch ihre Sicht­wei­se und Zie­le einer Zusam­men­ar­beit zu erör­tern. Das Gan­ze soll dann in einer Stra­te­gie, einem geschlos­se­nen Mann­schafts­den­ken mün­den. Jeder muss für sich ent­schei­den, ob er die­sen gemein­sa­men Weg mit­ge­hen will. Sonst muss man aber tat­säch­lich über eine Neu­be­set­zung spre­chen. Die­se soll­te sich dann am Pro­zess des Wahl­aus­schuss für die Prä­si­den­ten- und Prä­si­di­ums­wahl ori­en­tie­ren. Am Ende geht es für mich wie bei vie­len ande­ren The­men nur um eins: Nur das Bes­te für unse­ren VfB.

Sehen Sie die Not­wen­dig­keit, die Mit­glie­der über einen Ver­kauf von Antei­len über die 2017 beschlos­se­nen 24,9 Pro­zent abstim­men zu las­sen? War­um oder war­um nicht?

Momen­tan gibt es gar kei­nen Grund über einen wei­te­ren Ver­kauf in Höhe von 24,9 % der Antei­le abstim­men zu las­sen. Der Ver­ein besitzt knapp über 78 Pro­zent der Antei­le und die momen­tan in der Dis­kus­si­on ste­hen­den Antei­le bis zu einer uns allen bekann­ten und unte­ren Gren­ze von 75% soll­ten, falls not­wen­dig , aus mei­ner Sicht an einen loka­len Spon­so­ren­part­ner ver­ge­ben wer­den. Dadurch wird einer­seits eine Ein­nah­me — je nach Bewer­tung der Antei­le — von ca. 15 Mio. EUR erzielt. Plus Spon­so­ren­packa­ges und even­tu­el­len Prä­mi­en­zah­lun­gen. Wir spre­chen dann, soll­te es ein ähn­li­ches Paket sein wie bei Por­sche, von einer Gesamt­sum­me über die Jah­re hin­weg in Höhe von ca. 25–35 Mio EUR. Inklu­si­ve einem wei­te­ren exzel­len­ten Netz­werk in die Wirt­schaft, Kul­tur etc. Neben mei­nen Argu­men­ten der akti­ve­ren Betei­li­gung der Mit­glie­der, dem gan­zen zeit­li­chen Auf­wand, den Haf­tungs­ri­si­ken und der Kos­ten ist dies ein wei­te­rer Grund war­um Akti­en­ver­käu­fe an Mit­glie­der aus mei­ner Sicht nicht ziel­füh­rend sind.

Wel­che The­men, die Fans abseits des sport­li­chen Erfolgs bewe­gen, hal­ten Sie für am wich­tigs­ten?

Aus mei­nen viel­zäh­li­gen Gesprä­chen mit den Fans und Mit­glie­dern gab es natür­lich eine Viel­zahl an The­men, die unter­schied­li­cher nicht sein könn­ten. Die Wich­tig­keit ent­steht immer im Auge des Betrach­ters und so reicht die Spann­brei­te von Sam­mel­be­chern mit Por­träts der Spie­ler, zügi­ge­re Geträn­ke­aus­ga­be, glei­ches Essens­an­ge­bot an allen Stän­den im Sta­di­on über ein VfB Muse­um, län­ge­re Öff­nungs­zei­ten im Ver­eins­heim, Ange­bot von Tri­kots der Abtei­lun­gen im Fan­shop bis hin zu den „belieb­ten“ The­men wie ein Sta­di­on für die VfB Damen und VfB II Her­ren, mehr Trainings/Wettkampfstätten für die Abtei­lun­gen oder das Ticke­ting. Auch hier ist mei­ne Auf­zäh­lung sicher­lich unvoll­stän­dig, aber dies wäre für mich ja auch erst der Anfang. Es ist wich­tig, die­se The­men nach Wich­tig­keit und Umsetz­bar­keit zu prio­ri­sie­ren und es wäre doch toll, wenn wir dazu auch die Mit­glie­der und ihren Ideen mit ein­bin­den könn­ten. Mehr Zusam­men­ar­beit, mehr Mit­be­stim­mung und selbst bei klei­nen Erfol­gen auch mehr Moti­va­ti­on und Freu­de.

Wel­che Lösun­gen sehen Sie für eine nach­voll­zieh­ba­re Ver­tei­lung von Ein­tritts­kar­ten?

Der wich­tigs­te Punkt hier­bei ist Trans­pa­renz und Kom­mu­ni­ka­ti­on. Dass bei 120.000 Mit­glie­der und der der­zei­tig his­to­risch hohen Nach­fra­ge nicht jeder immer zum Zug kommt ist, glau­be ich allen klar. Es ist aber trotz­dem für die Mit­glie­der von gro­ßer Bedeu­tung, mit wel­cher Sys­te­ma­tik und Vor­ge­hens­wei­se sie Ein­zel­ti­ckets bestel­len kön­nen. Wir haben ein Ticket­sys­tem, wel­ches einer­seits eine „War­te­schlan­ge“ mit kon­kre­ter Order­num­mer anbie­tet — d.h. man muss nicht mehr zig Brow­ser­fens­ter öff­nen, son­dern man war­tet eben bis sei­ne Num­mer an die Rei­he kommt, um dann in einem bestimm­ten Zeit­fens­ter sei­ne Tickets zu bestel­len. Die ande­re Vari­an­te ist die klas­si­sche Zutei­lung im Los­ver­fah­ren. Die AG arbei­tet extrem hart und mit allen Res­sour­cen an einer schnel­len, trans­pa­ren­ten und fai­ren Ver­tei­lung. Mei­nes Wis­sens besitzt das Sys­tem von SAP noch viel mehr tol­le Fea­tures, aber bei dem momen­ta­nen Andrang geht Qua­li­tät vor Sicher­heit. Das ist auf dem abso­lut rich­ti­gen Weg. Hier benö­ti­gen wir momen­tan ein­fach wenig Geduld.

Etwas anders sieht es für mich bei den Fan­clubs aus. Hier ist die Ver­tei­lung deut­lich intrans­pa­ren­ter. Neue Fan­clubs wer­den nur auf­grund des Wun­sches nach zusätz­li­chen Kar­ten gegrün­det und die Anzahl der Tickets die an die Fan­clubs gehen, sind von 10 auf 5 Stück redu­ziert wor­den. Hier wäre mein Ansatz­punkt ein Ran­king nach Grün­dungs­jahr, Mit­glie­der­stär­ke, Abnah­me von Tickets bei Son­de­re­vents, Betei­li­gung im Ver­ein und sozia­lem Enga­ge­ment zu erstel­len. Die­ses Ran­king soll dann auch ver­öf­fent­licht wer­den, so dass jeder Fan­club genau weiß wo er steht. Eine Ver­bes­se­rung des Ran­kings wäre dann durch stei­gen­de Mit­glie­der­zah­len in einem Fan­club, mehr Betei­li­gung im Ver­ein (z.B. durch akti­ven Sport in den Abtei­lun­gen) oder mehr sozia­lem Enga­ge­ment mög­lich. Ich fin­de die­se Idee sehr inter­es­sant. Einer­seits schaf­fen wir mehr Trans­pa­renz, mehr Moti­va­ti­on an Kar­ten zu gelan­gen und zusätz­lich stei­gern wir die direk­te Hil­fe für Men­schen, sozia­le Ein­rich­tun­gen, Stif­tun­gen etc. Eine coo­le Kom­bi­na­ti­on, bei der sich dadurch die Außen­wir­kung des VfB Stutt­gart noch posi­ti­ver gestal­tet. In mei­nen Augen noch eine wei­te­re Win-Win Situa­ti­on für alle.

Vor Jah­ren war es auch mög­lich pri­vat Dau­er­kar­ten ohne Mit­glied­schaft zu erste­hen. Hier könn­te man eine Ana­ly­se erstel­len, wie­viel Dau­er­kar­ten so ver­ge­ben wur­den und dann dar­über nach­den­ken, dass a) die­se Dau­er­kar­ten­in­ha­ber eben­falls in den Ver­ein ein­tre­ten oder b) falls nicht, im nächs­ten Jahr eben kei­ne Dau­er­kar­te mehr erhal­ten. Dies wür­de dazu füh­ren, dass ande­re Mit­glie­der die Chan­ce haben, eine Dau­er­kar­te zu bekom­men oder dass die­se dann auf Ein­zel­spie­le gesplit­tet wer­den So könn­te man aus einer Dau­er­kar­te pro Sai­son 17 Ein­zel­ti­ckets mehr ver­ge­ben. Lei­der kann ich nicht sagen ob es fünf­zig, hun­dert oder fünf­hun­dert die­ser Dau­er­kar­ten gibt, aber ich den­ke es lohnt sich, sich das genau­er anzu­schau­en. Vie­le klei­ne Schrit­te in die rich­ti­ge Rich­tung sind auch ein Erfolg.

Wel­che Rol­le kön­nen Sie als Prä­si­dent des e.V. im Span­nungs­feld zwi­schen orga­ni­sier­ten Fans, der Poli­zei und der Liga spie­len?

Ich kann hier als Prä­si­dent des e.V. In Span­nungs­feld Fans, Poli­zei und Liga eine zen­tra­le Rol­le als Kom­mu­ni­ka­tor, Ver­mitt­ler und Kri­sen­ma­na­ger ein­neh­men. Mei­ne Fähig­keit, mit den ver­schie­de­nen Inter­es­sen­grup­pen auf Augen­hö­he zu spre­chen, ver­schie­de­ne Lösun­gen zu fin­den und das Wohl des Ver­eins zu wah­ren, ist für mich ent­schei­dend, um ein har­mo­ni­sche­res Mit­ein­an­der und ein posi­ti­ves Image des VfB Stutt­gart zu wah­ren. Die­se Rol­le erfor­dert eine aus­ge­wo­ge­ne, kom­mu­ni­ka­ti­ons­star­ke und lösungs­ori­en­tier­te Füh­rung, um den Ver­ein zu lei­ten und gleich­zei­tig die unter­schied­li­chen Bedürf­nis­se und Anfor­de­run­gen die­ser Grup­pen zu berück­sich­ti­gen.

Sie beto­nen, “auf­grund mei­ner beruf­li­chen Situa­ti­on kann ich mich unab­hän­gig, neu­tral und voll auf das Amt des Prä­si­den­ten kon­zen­trie­ren.” Im Dezem­ber war zu lesen, dass sie beim Ver­mö­gens­ver­wal­ter Ante­ce­do Asset Manage­ment als “ver­trag­lich gebun­de­ner Ver­mitt­ler” ein­stei­gen wür­den und dort “das insti­tu­tio­nel­le Geschäft aus­bau­en” sol­len. Wür­den Sie die­se Tätig­keit im Fall einer Wahl im März wie­der auf­ge­ben oder lässt sich bei­des ihrer Mei­nung nach zeit­lich mit­ein­an­der ver­ei­nen?

Sie haben hier lei­der den ein­zi­gen Arti­kel zitiert, der die Pres­se­mit­tei­lung von Ante­ce­do völ­lig falsch inter­pre­tiert hat. Die Fra­ge ist aber abso­lut ok, denn sie steht ja viel­leicht auch grund­sätz­lich im Raum. Zu die­sem Arti­kel gibt es eine Gegen­dar­stel­lung von Ante­ce­do, die noch am gleich Tag der Erschei­nung des Arti­kels vom mir initi­iert wur­de. Fakt ist — es han­delt sich um eine Koope­ra­ti­on mit Ante­ce­do, bei der ich als ver­trag­lich gebun­de­ner Ver­mitt­ler agie­re. Das bedeu­tet ich bera­te nicht, son­dern brin­ge nur poten­ti­el­le Kun­den mit dem Asset Mana­ger zusam­men. Nicht mehr und nicht weni­ger. Die­se Tätig­keit übe ich unge­bun­den und selb­stän­dig aus, d.h. es gab nie­mals einen Anstel­lungs­ver­trag oder ähn­li­ches. Ich woll­te nach dem Ende mei­ner Kar­rie­re bei der HSBC nie mehr in einen ähn­li­chen Job zurück­keh­ren. Ich woll­te eine unab­hän­gi­ge Tätig­keit, die mir Spaß macht und bei der ich mei­ne Erfah­run­gen und die Bezie­hun­gen mit mei­nen Kun­den der letz­ten 20 Jah­re ein­brin­gen kann. Zudem ist Ante­ce­do auch schon län­ger über mei­ne Bewer­bung beim VfB infor­miert. Für mich völ­lig klar — als Voll­zeit­prä­si­dent hat der VfB abso­lut immer Vor­rang und mein Augen­merk liegt auf den The­men, die ich gemein­sam mit allen beim VfB umset­zen möch­te.

Inwie­fern kann ihre beruf­li­che Exper­ti­se aus der Finanz­welt im Job als VfB-Prä­si­dent und AG-Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der in einem emo­tio­na­len Umfeld wich­tig sein?

An den aktu­el­len The­men und Fra­ge­stel­lun­gen inner­halb des „Wahl­kampfs“ kön­nen sie erken­nen, wie wich­tig es ist sich mit Finan­zen aus­zu­ken­nen. Ohne Geld geht’s eben nicht. Einer­seits geht es um die Ver­bes­se­rung der Finanz­kraft des e.V., ander­seits als AR-Vor­sit­zen­der um die lang­fris­ti­ge stra­te­gi­sche Finan­zie­rung der AG und grö­ße­ren Inves­ti­tio­nen in Spie­ler. Gera­de wenn´s um Finan­zen geht und die Emo­tio­nen hoch­ko­chen ist es wich­tig, einen küh­len Kopf zu bewah­ren und auch offen zu kom­mu­ni­zie­ren. Ver­trau­ens­vol­le, ehr­li­che und trans­pa­ren­te Zusam­men­ar­beit habe ich in den ver­gan­ge­nen fast drei Jahr­zehn­ten gelernt und prak­ti­ziert. Dabei ging es dann auch um Mil­li­ar­den­be­trä­ge Das ist mei­ne Stär­ke und dies war auch die Grund­la­ge mei­nes Erfol­ges. Zudem kommt hier mein weit­rei­chen­des Netz­werk inner­halb der Finanz­in­dus­trie zum Tra­gen und somit auch dem VfB zugu­te.

Sie beto­nen, dass sie auf offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on und Trans­pa­renz set­zen wol­len. Wie wol­len Sie in Zukunft ver­hin­dern, dass die Mit­glie­der zuerst über die Stutt­gar­ter Pres­se über wich­ti­ge Sachen erfah­ren und erst dann aus den Ver­eins­me­di­en?

Sie spre­chen mit ihrer Fra­ge einen sehr wich­ti­gen Punkt an. In der heu­ti­gen Medi­en­land­schaft inklu­si­ve Social Media ist es natür­lich einer­seits ganz ein­fach, Infor­ma­tio­nen schnell an vie­le Per­so­nen wei­ter­zu­lei­ten. Aller­dings ist es auch sehr schwie­rig, den Infor­ma­ti­ons­fluss zu kon­trol­lie­ren und zu kana­li­sie­ren. Die Fra­ge ist ja wann und war­um wer­den Infor­ma­tio­nen vor­her an die Pres­se wei­ter­ge­ge­ben. Ich habe nur drei Erklä­run­gen dafür. Der bestehen­de Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­zess ist grund­sätz­lich nicht opti­mal und der Wil­le für die schnel­le, öffent­li­che Wei­ter­ga­be von Infor­ma­tio­nen des Ver­eins nicht genug aus­ge­prägt. Oder es herrscht bei Per­so­nen eine grund­sätz­li­che Unzu­frie­den­heit mit der gemein­schaft­li­chen Umgangs­wei­se bzw. Kom­mu­ni­ka­ti­on, viel­leicht sogar eine per­sön­li­che Anti­pa­thie bzw. das eige­ne Ego von Ein­zel­per­so­nen ver­langt ein wenig nach Bestä­ti­gung und Auf­merk­sam­keit. Die letz­ten bei­den Punkt sind mensch­lich, aber bei­de will ich will bei­de nicht akzep­tie­ren. Ich set­ze auf eine Kom­mu­ni­ka­ti­on die auf Respekt und Ver­ständ­nis basiert, zwi­schen den Mit­glie­dern, Medi­en, Fans und allen Gre­mi­en. Und auf die Ein­sicht, dass wir hier alle unser Bes­tes geben mit nur einem gemein­sa­men Ziel — unse­ren VfB für die Zukunft noch stär­ker zu machen. Gemein­sam respekt­voll, gemein­sam stark. Hin­zu­kom­mend soll eine kon­ti­nu­ier­li­che und trans­pa­ren­te Infor­ma­ti­ons­po­li­tik dabei hel­fen, dass die Mit­glie­der früh­zei­tig über Plä­ne und Ent­schei­dun­gen infor­miert wer­den und sie damit nicht ein­fach vor voll­ende­te Tat­sa­chen gestellt wer­den. Man kann auch durch­aus über eine eige­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ab­tei­lung des e.V. nach­den­ken.

Im Novem­ber gaben Diet­mar All­gai­er und Andre­as Grupp über die Ver­eins­web­sei­te und in einem Pres­se­ter­min des VfB ihre Kan­di­da­tur bekannt. Sehen Sie es als legi­tim an, dass Amts­in­ha­ber die kom­mu­ni­ka­ti­ve Infra­struk­tur ihres Amtes für eine erneu­te Kan­di­da­tur nut­zen, wäh­rend Sie und ande­re Bewer­ber zu die­sem Zeit­punkt noch nicht dar­auf zurück­grei­fen kön­nen?

Hier haben wir mei­nes Wis­sens ein Novum, dass sich ein Inte­rims­prä­si­dent auf eine neue Amts­pe­ri­ode bewirbt. Natür­lich ist es ein Nach­teil, denn die Reich­wei­te einer Bewer­bung per Video in einer Mail an über 120.000 Mit­glie­der ist nicht so ein­fach zu kom­pen­sie­ren. Eine offi­zi­el­le Stel­lung­nah­me dazu wäre gut gewe­sen, aber auch des­halb gehö­ren Kom­mu­ni­ka­ti­on und Trans­pa­renz zu mei­nen The­men, die ich ange­hen will. Ich den­ke, das The­ma um die­se Bewer­bungs­vi­de­os wur­de dann intern beim VfB dis­ku­tiert und ist damit auch für mich erle­digt. In mei­nem Team haben wir uns nie groß­ar­tig um die Vor­ge­hens­wei­se und Stra­te­gien der ande­ren Kan­di­da­ten geküm­mert, das wäre aus mei­ner Sicht auch völ­lig falsch. Ich habe mei­ne eige­nen The­men, eine eige­ne Vor­stel­lung mei­ner per­sön­li­chen Prä­sen­ta­ti­on und mein eige­nes Ange­bot für den VfB. Davon habe ich mich nie abbrin­gen las­sen, nicht umsonst bin ich furcht­los und neu.

Wir haben zu Beginn mei­ner Bewer­bungs­pha­se pri­vat ein klei­nes Vor­stel­lungs­vi­deo gedreht, wel­ches über 60.000 mal ange­klickt wur­de, der Traf­fic auf mei­nem Insta­gram-Account ist durch­ge­hend sehr hoch — damit bin ich extrem zufrie­den — vie­len Dank an die­ser Stel­le an mein tol­les Team. Die wich­tigs­ten Punk­te mei­ner Stra­te­gie und die Grün­de war­um ich mich bewer­be, habe ich aber dann lie­ber in unzäh­li­gen per­sön­li­chen Gesprä­chen und Grup­pen­tref­fen selbst und direkt erläu­tert.

Vie­len Dank für das Gespräch!

Titel­bild: © Jochen Haas

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